aus Hellweger Anzeiger: Mittwoch, 10.
April 2013
Weniger
Ratssitze: (K)eine Frage der Demokratie
Verkleinerung
des Gemeinderates finden nicht alle
Parteien sinnvoll
Von Yvonne
Schütze-Fürst
HOLZWICKEDE • Sparmaßnahme
oder doch sogar eine Abschaffung der
Demokratie? Die Überlegung von Friedhelm
Klemp (Grüne), den Gemeinderat zu
verkleinern, stößt nicht bei allen
Fraktionen auf offene Ohren, ruft gar
Kritik hervor.
32 Sitze müsste der Rat groß sein, doch
schon 2004 kam es zum Aufschwung,
seitdem entscheiden 40 Ratsvertreter
gemeinsam mit Bürgermeister Jenz Rother
über die Belange der Gemeinde. Die
Vergrößerung des Rates ergab sich
zwangsläufig aus dem Durchmarsch, den
die SPD in den 16 Wahlbezirken der
Gemeinde hingelegt hat. Auch in dieser
Wahlperiode hat die SPD 16 Sitze, die
CDU acht Sitze, der Bürgerblock und die
FDP je fünf Sitze, die Grünen vier Sitze
und die Junge Liste zwei Sitze inne.
Nach der Kommunalwahl 2009 einigten sich
die Fraktionen auch darauf, die Zahl der
sachkundigen Bürger und Bürgerinnen und
31 auf 41 zu erhöhen.
In seiner Haushaltsrede brachte nun
Friedhelm Klemp, Fraktionsvorsitzender
der Grünen, das Thema Verkleinerung des
Rates wieder auf den Tisch: „Wie auch
beim Kreis oder auch in anderen Städten
und Gemeinden diskutiert, sollten auch
wir darüber nachdenken, den Rat zu
verkleinern und auch mit einem guten
Beispiel voran gehen, Geld zu sparen“.
„Für uns ist das Thema nicht tabu“,
erklärte die Fraktionsvorsitzende des
Bürgerblocks, Ulrike Drossel, die
ebenfalls einen Einspareffekt sieht,
dabei aber auch gleich an die
Ausschussarbeit denkt. In diesen
Ausschüssen fände die Hauptarbeit statt,
deshalb sollten sie „mit einem guten
Team besetzt sein“.
Für die FDP war das Thema
Ratsverkleinerung noch keines. Für
Jochen Hake aber ist ein Gespräch
darüber durchaus vorstellbar. Zum einen
denkt Hake dabei an eine Kostenersparnis
und zum anderen daran, dass es womöglich
künftig immer schwerer werde, Bürger zu
akquirieren, die bereit sind, Mandate zu
übernehmen. Aus eigener Erfahrung wisse
er zudem, dass auch kleinere Ausschüsse
effektiv arbeiten könnten. Wichtig aber
sei bei einer Verkleinerung des Rates
und der Ausschüsse, dass sich auch die
kleineren Parteien wiederfinden würden.
Und genau dort setzt die Kritik von Rolf
Kersting (CDU) an: Weniger Ratssitze,
das bedeute weniger und damit größere
Wahlbezirke und zudem kleinere
Ausschüsse. „Dann fallen die kleineren
Parteien aus den Ausschüssen heraus“,
mahnt Kersting und sieht in Klemps
Vorschlag die „Abschaffung der
Demokratie“. Würde es weniger
Wahlbezirke geben, sei es für Kandidaten
schwieriger, sich um den jeweiligen
Bezirk auch ordentlich zu kümmern.
Friedhelm Klemp hänge „ einer Illusion
nach“, so Kersting. Für ihn steht fest:
Für manch eine andere Kommune möge eine
Ratsverkleinerung sinnvoll sein, für
Holzwickede jedenfalls nicht.
Edda Röther, Fraktionsvorsitzende der
Jungen Liste, kann sich nur schwer
festlegen, weil die Sache zwei Seiten
hat: Die Verkleinerung des Rates könnte
das politische Meinungsbild
beeinflussen, wenn die kleinen
Fraktionen weniger Sitze bekommen. Sie
befürchtet dann „weniger gelebte
Demokratie“. Das Thema müsse noch
ausführlich diskutiert und eventuell
auch juristisch beleuchtet werden.
Allerdings sieht Röther auch eine große
Sparmaßnahme.
„Der Rat ist nur so groß, weil wir alle
16 Wahlbezirke gewonnen haben“,
erinnerte Michael Klimziak (SPD) gestern
daran, dass der Rat eigentlich nur aus
32 Sitzen bestehen würde. Er sieht daher
keinen Grund, über eine Verkleinerung
nachzudenken.
Bildunterschrift: Das Gemeindegebiet
Holzwickede ist in 16 Wahlbezirke
aufgeteilt. Die Karte zeigt die
Wahlbezirke, die in der Gemeindemitte
liegen.
Politik
40
Ratsmitglieder entscheiden über die
Belange der Gemeinde. Die politischen
Vorentscheidungen werden in folgenden
Ausschüssen getroffen: Haupt-, Finanz-
und Personalausschuss,
Rechnungsprüfungsausschuss,
Wahlprüfungsausschuss, Planungs- und
Bauausschuss, Umweltausschuss,
Verkehrsausschuss, Ausschuss für Schule,
Sport, Kultur und Städtepartnerschaften,
Ausschuss für Jugend, Familie, Senioren
und Gleichstellung, Betriebsausschuss und
Wirtschaftsförderungsausschuss
Zwei
oder drei Wahlen an einem Tag
Im
kommenden Jahr stehen die Kommunalwahl und
die Europawahl an. Ein Jahr darauf (2015)
gilt es, den Bürgermeister zu wählen.
Möglich wäre es aber auch, Kommunal- und
Bürgermeisterwahl zusammenzulegen.
Bürgermeister Jenz Rother hat sich zu
diesem Thema bislang noch nicht
abschließend geäußert und möchte es
zurzeit auch nicht tun. In den Parteien
gibt es auch zu diesem Thema
unterschiedliche Meinungen. Nur in einem
herrscht Konsens: Es gilt in Ruhe
abzuwarten, wie sich Jenz Rother
entscheidet.
Einsparpotenziale, wie sie Friedhelm Klemp
(Grüne) anführt, sieht auch Ulrike Drossel
(Bürgerblock). Auf Rothers persönliche
Entscheidung einwirken, mag sie nicht.
Edda Röther (Junge Liste) findet die Idee
grundsätzlich nicht schlecht, weil es eine
Einsparmaßnahme sei und man an das Wohl
der Gemeindekasse denken müsse. Jenz
Rother werde schon „die richtige
Entscheidung treffen.“ Jochen Hake (FDP)
sieht in der Bürgermeisterwahl eine
Persönlichkeitswahl und damit den
Kandidaten unabhängig von einer
Parteizugehörigkeit. Daher liegt ihm die
Zusammenlegung der Wahlen nicht ganz so
nahe. Allerdings, so glaubt er, könnten
drei Wahlen an einem Tag (Kommunal-,
Bürgermeister und Europawahl)
möglicherweise zu einer höheren
Wahlbeteiligung führen. Rolf Kersting
(CDU) sieht keinen Handlungsbedarf.
Michael Klimziak (SPD) dagegen würde eine
Zusammenlegung im kommenden Jahr begrüßen,
schon allein, um Bürgern den Gang zur
Wahlurne zu erleichtern und sie nicht mit
einer Wahl nach der anderen zu ermüden. •
fü
Bildunterschrift: Im kommenden Jahr
sind die Bürgerinnen und Bürger zur
Kommunalwahl und Europawahl aufgerufen.
Ob dann auch gleich der Bürgermeister
neu gewählt wird, steht noch nicht fest.
aus Hellweger Anzeiger: Freitag, 12.
April 2013
32
Ratssitze darunter geht es nicht
Verkleinerung
ist erst unter 15000 Einwohnern möglich
Von Yvonne
Schütze-Fürst
HOLZWICKEDE • Die
Frage, ob der Gemeinderat in Holzwickede
verkleinert werden solle, stellt sich
nicht, denn er ist mit 32 Sitzen schon
so klein, wie er überhaupt mindestens
sein muss.
Damit ist die von dem
Fraktionsvorsitzenden der Grünen,
Friedhelm Klemp, vorgeschlagen
Überlegung und die Bereitschaft einiger
übrigen Fraktionen, darüber
nachzudenken, hinfällig (wir
berichteten).
Der Erste Beigeordnete der Gemeinde,
Heribert Schönauer, wies jetzt darauf
hin, dass sich der Rat vor über zehn
Jahren bereits für die Mindestgröße mit
32 Sitzen entschieden habe. Dass aber
der Gemeinderat nun 40 Sitze plus
Bürgermeister zählt, sei das Ergebnis
der letzten Kommunalwahl. Damals
sicherten sich die Holzwickeder
Sozialdemokraten alle 16 Wahlkreise, die
Kandidaten wurden also direkt gewählt.
Nur, 50 Prozent der Stimmen erreichten
sie nicht, deshalb gab es zum
Verhältnisausgleich Ausgleichsmandate.
Kleinerer
Rat nur unter 15000 Einwohner
Die
50 Prozent errechnen sich aus 32 Sitzen,
deren Hälfte die 16 möglichen Sitzen
ausmachen. Hätte sich der Gemeindereat
seinerzeit nicht für die
Ratsverkleinerung entschieden, hätte die
Zahl der Gesamtsitze weiterhin bei 38
gelegen. Die Anregung von den Grünen ist
damit also gar nicht durchsetzbar.
Eine Ausnahme aber gibt es: Würde die
Einwohnerzahl in Holzwickede unter 15000
Einwohner fallen, dann könnte der
32er-Rat noch einmal um zwei, vier oder
sechs Sitze verkleinert werden auf
mindestens 26 also. So schreibt es das
Kommunalwahlgesetz vor.
Die nächste Kommunalwahl rückt langsam
näher und wird im kommenden Jahr
gemeinsam mit der Wahl des Europäischen
Parlaments durchgeführt.
Vorbehaltlich der Entscheidung des
Innenministers werden die
wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger
für den 25. Mai 2014 zur Wahlurne
gerufen. Dann wird sich wieder zeigen,
wer wie viele Stimmen holt und wie sich
dann der Rat der Gemeinde Holzwickede
zusammensetzt.
Wahltermin
im Mai 2014
Eines
steht fest, der Anzahl der Sitze wird,
egal wie hoch ihre Zahl ist, immer
gerade sein, denn die eine Stimme des
Bürgermeisters sorgt letztlich für ein
ungerades Verhältnis bei Abstimmungen.
Bildunterschrift: Mit ihrer
Stimmenabgabe bei der Kommunalwahl
entscheiden die Bürger auch über die
Anzahl der Sitze im Rat der Gemeinde
Holzwickede.
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