aus Hellweger Anzeiger: Montag, 28.
März 2011
Eine kleine Brücke zu den
Bürgern gebaut
Faire Diskussion zwischen Verwaltung,
Politik und rund 25 Interessierten
Von Kevin Kohues
HOLZWICKEDE • Durchaus
lebhaft und kontrovers, aber fair verlief der Bürgerstammtisch der
CDU zur Kostenexplosion bei der Carolinebrücke.
Rund 25 interessierte Bürger, weniger als erwartet, kamen gestern
Vormittag in die Gaststätte Hoppy‘s Treff, um mit den
CDU-Politikern zu diskutieren. Aufgrund der brisanten aktuellen Lage
rund um das beherrschende Thema Brücke hatte die Ortsunion auch
Bürgermeister Jenz Rother und den zuständigen
Fachbereichsleiter Jens-Uwe Schmiedgen eingeladen – beide waren der
Einladung gefolgt. Anhand einer Chronologie und mittels detailreicher
Erklärungen mühten sich die Verwaltungsspitzen redlich, ihr
Handeln und die aufgetretenen Probleme transparent zu machen. Die
wesentlichen Kostentreiber wurden mit dem veränderten Baugrund
unter dem roten Mittelpylon, dem zur Zeit der Auftragserteilung immens
gestiegenen Stahlpreis sowie notwendigen Umplanungen bei den
Aufzügen und bei der Beleuchtung benannt.
Zur Frage, warum die Gemeinde schon im August 2010 Fördermittel in
Höhe von bis zu drei Millionen Euro bei der Bezirksregierung
beantragt hatte, erklärte Schmiedgen: „Wir wurden von der
Bezirksregierung aufgefordert, wenn wir einen modifizierten
Förderantrag stellen wollen, dies bis zum 30. August zu tun.“ Bei
der Summe habe es sich um eine Hochrechnung des Treuhänders NRW
Urban gehandelt. Dass die Brücke tatsächlich im schlechtesten
Fall bis zu drei Millionen Euro kosten wird, sei aber zu diesem
Zeitpunkt noch nicht klar gewesen. Die Brücke nicht
fertigzustellen und sie als Ruine stehen zu lassen, sei indes keine
Option, sagte Jenz Rother. „Es wurde ein Auftrag erteilt, die
Unternehmen würden Entschädigung verlangen. Von der
Bezirksregierung würden wir keine Förderung erhalten, die
damals 1,7 Millionen Euro wären bei der Gemeinde hängen
geblieben“, so der Bürgermeister.
CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Frank Lausmann zeigte auf, weshalb
seine Partei den Brückenbau befürwortet hatte: „Wir wollten
eine moderne Stadtentwicklung im Bereich der ehemaligen Caroline, eine
Verbindung von Nord und Süd, einen sicheren Schulweg.“
Nicht akzeptieren wollten die Politiker die von einigen Bürger
geäußerte Kritik, sie hätten selbst
regelmäßig nach der Kostenentwicklung fragen müssen.
„Es ist nicht Aufgabe der Politik, ständig nachzufragen, ob das
Geld reicht“, sagte Fraktionsvorsitzender Rolf Kersting. Hier
stünden der Treuhänder NRW Urban und die Verwaltung in einer
Bringschuld.
Rother und Schmiedgen räumten ein Kommunikationsproblem ein. Der
Beirat Caroline hätte häufiger tagen müssen, er selbst
hätte öfter an den Baubesprechungen teilnehmen müssen,
so der Bürgermeister. Künftig müsse mehr Transparenz
her. Auch sollten alle Beteiligten noch einmal an einen Tisch geholt
werden, um sämtliche aufgetretene Diskrepanzen bei den Kosten
aufzuzeigen.
Mit dem Stammtisch gelang es der CDU und der in der Kritik stehenden
Verwaltungsspitze, eine kleine, wenn auch fragile Brücke zu den
anwesenden Bürgern zu bauen. Es wurde aber auch deutlich, dass das
Vertrauen stark erschüttert ist – und kaum von heute auf morgen
wiederherzustellen ist.
Bildunterschrift: Fachbereichsleiter
Jens-Uwe Schmiedgen, Bürgermeister Jenz Rother und die
CDU-Politiker Rolf Kersting und Frank Lausmann (v.l.) lieferten sich
eine lebhafte Diskussion. Auch rund 25 Bürger beteiligten sich am
erstmals veranstalteten CDU-Bürgerstammtisch in Hoppy´s
Treff.
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