aus Hellweger Anzeiger: Freitag, 12. März
2010
Nordstraße
bleibt eine Staumeile zu Spitzenzeiten
Straßenverkehrsamt: „Kaum noch
Verbesserungsmöglichkeiten“
Von Jennifer Freyth
HOLZWICKEDE • Kein
Aufatmen für Pendler in Holzwickede: Wer die Emschergemeinde
über die Nordstraße verlässt, wird auch künftig
Wartezeiten einkalkulieren müssen.
Das ist das Ergebnis des Berichts von Harald Meibert vom
Straßenverkehrsamt. Wie im Verkehrsausschuss Ende vergangenen
Jahres angekündigt, hatte Meibert die Ampelanalagen und den Stau
auf der Nordstraße und rund um die Autobahnab- und auffahrt unter
die Lupe genommen. Das Fazit: „Es gibt kaum noch
Verbesserungsmöglichkeiten“, sagte der Verkehrsexperte.
Eine Verkehrsmessung hat ergeben, dass Autofahrer, die auf der
Nordstraße Richtung Flughafen unterwegs sind, eineinhalb bis
maximal zwei Minuten warten müssen. „Maximal – also sogar dann,
wenn die Fußgängerampel an der Grundschule gedrückt
wurde“, erklärte Meibert. Die Ampel würde übrigens den
Eindruck erwecken, dass der Rückstau von der Anschlussstelle
länger sei, als er es tatsächlich ist.
Die Verkehrsmessung habe außerdem ergeben, dass bei einer
Grünphase 20 bis 25 Autos die Ampel passieren können. Etwa
gleich viele, nämlich 22 bis 24 Fahrzeuge, würden bei
Grün die Ampel an der Anschlussstelle verlassen können.
Verbesserungen auf der Nordstraße wären nur durch die
Wegnahme von Fußgängerampeln möglich. Davon aber riet
Meibert tunlichst ab: „Der gesamte Verkehrsknoten ist rundum
verkehrsunauffällig“, sagte er. Das sei Zeugnis dafür, dass
der Knoten funktioniert. Einziger Nachteil: der Stau in den
Spitzenzeiten.
Eine erneute Überprüfung der gesamten Signaltechnik sei
durchaus möglich – allerdings auch teuer. Für den Kreis und
die Emschergemeinde. Die Überprüfung der Signaltechnik ist so
kostspielig, weil sie sehr aufwendig ist. Bei der Schaltung der
Ampelanlagen müssten die Fahrwege- und Längen der Fahrzeuge
und die Geschwindigkeit berücksichtigt werden – „damit kein Unfall
passiert, selbst wenn ein Fahrzeug bei Gelb über die Ampel
fährt“, so Meibert. Kaum das Kostenargument erwähnt,
kommentierte Bürgermeister Jenz Rother: „Das Thema ist durch.“
„Eine Entzerrung der Nordstraße darf nicht zulasten der
schwächsten Verkehrsteilnehmer gehen“, befand schließlich
der Ausschussvorsitzende Frank Lausmann. Eine zusätzliche
Überprüfung kommt für die Ausschussmitglieder nicht
infrage.
Bildunterschrift unter einem Foto Norstarße/B1/A44: Staus zu den
Spitzenzeiten werden auch künftig das Bild auf der
Nordstraße prägen. "Es gibt kaum noch
Verbesserungsmöglichkeiten", sagte Harald Meibert vorm
Verkehrsausschuss.
Tempo 30 auf
Stehfenstraße
Dass die
Verkehrssicherheit den Holzwickedern ein Anliegen ist, bewiesen die
zahlreichen Einwohner, die zur Sitzung des Verkehrsausschusses kamen.
Der beschäftigte sich neben der Belastung der Nordstraße mit
allerhand Anträgen zur Verkehrsberuhigung.
•
Stehfenstraße: Den Antrag von Gerhard Rossittis, das
Tempo-30-Gebot an der Stehfenstraße aufzuheben, lehnte der
Ausschuss ab. Sein Anliegen hatten er mit weniger Umsatz
begründet, da das Unternehmen für die Knöllchen seiner
Kunden aufkommen würde. Der Geschäftsführer, der vor dem
Beschluss noch Stellung zu seinem Antrag nahm, redete sich regelrecht
in Rage. Empört sei er, wie Besucher in Holzwickede permanent
diskriminiert würden. Er drohte gar, seinen Betrieb zu verlagern,
sollte die Regelung nicht aufgehoben werden.
Die Fraktionen
ließen das nicht unkommentiert: „Wenn Kunden 130 Euro für
ein Knöllchen zahlen müssen, dann sind sie so gedonnert, dass
sie das Ticket zurecht bekommen haben“, sagte etwa Frank Spiekermann
(CDU).
Friedrich-Ebert-Straße/ Natorper
Straße: Den Antrag einer Anliegerin, den Kreuzungsbereich
mit einer Ampel zu entschärfen, lehnte der Ausschuss ab. Eine
Ampel sei aus Kostengründen nicht möglich, außerdem
zähle besagter Bereich nicht zu den Unfallschwerpunkten. Eine
V85-Messung (siehe Kasten) hat außerdem ergeben, dass 85 Prozent
aller Verkehrsteilnehmer nicht schneller als 57,3 Stundenkilometer
gefahren sind. Das sei zwar schneller, als die dort erlaubten 50 km/h,
aber immer noch moderat.
Die Grünen
regten eine Rüttelfläche an. Aufgrund des Schwerlastverkehrs
und des Lärms, den die leeren Laster verursachen würden, riet
Meibert davon ab. Stattdessen regte er eine optische Fahrbahnmarkierung
an. Und genau die will der Ausschuss nun prüfen lassen.
• Friedhofstraße: Die
Situation an der Friedhofstraße will die Gemeinde zunächst
mit einer V85-Messung überprüfen, bevor sie sich für
oder gegen die Ausweitung der Tempo-30-Zone entscheidet. „Dann wissen
wir, ob die Geschwindigkeit wirklich zu hoch ist, oder es nur die
Schrecksekunde ist, wenn nach einem Gespräch auf einmal ein Auto
vorbeifährt“, sagte Meibert. Er hat dem Antragsteller
außerdem angeboten, einen Termin vor Ort zu machen.
• Wasserstraße: Dort wird
anders als beantragt nicht dauerhaft ein Tempo-30-Schild aufgestellt,
sondern ein vorübergehendes – aufgrund der
Straßenschäden.
• Sölder Straße: Der
Fuß- und Radweg wird nicht durch Leitpfosten abgesichert. Die
Begründung: Weil die Straße so gut einsehbar ist, würde
keine Gefahr für die wenigen Fußgänger
bestehen. • jef
V85-Messung
•
V85-Geschwindigkeit ist die Höchstgeschwindigkeit, die von 85 Prozent aller Fahrzeuge nicht
überschritten wird.
• Die Geschwindigkeit wird unauffällig
gemessen. Anders als bei einer Radarkontrolle erwartet den
Verkehrssünder keine Strafe.
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