aus Hellweger Anzeiger: Freitag, 13. November 2009
Salami-Taktik legt L 677n weiter auf Eis
Ärger
über erneute Verzögerung – Landesbetrieb steckt in der
Detailplanung
Von Gabriele
Hoffmann
HOLZWICKEDE • Das
dicke Ende kam im wahrsten Sinne des Wortes am Ende der
Verkehrsausschusssitzung. Ganz beiläufig unter dem
Tagesordnungspunkt Mitteilungen der Verwaltung teilte
Fachbereichsleiter Jens-Uwe Schmiedgen mit, dass sich die Ostumgehung
erneut verzögert - bis ins zweite Quartal 2010.
Die Gegner der Straße mag diese Nachricht nicht sonderlich
betrüben, den Befürwortern blieb erstmal die Luft weg. Diese
Nachricht muss verdaut werden. Ausschussvorsitzender Frank Lausmann
meinte für den Moment nur: „Wir werden das Thema im Auge behalten.“
Seine CDU-Fraktion hatte immer wieder Druck gemacht, zuletzt in einem
persönlichen Gespräch mit Ministerpräsident Jürgen
Rüttgers im April. Schriftlich bekam Lausmann daraufhin die
Bestätigung, dass die Umgehungsstraße Priorität habe in
der Landesbedarfsplanung. Rüttgers wies zwar auch auf die
zusätzlichen Untersuchungen hinsichtlich der neuen
Artenschutzbestimmungen hin, nannte aber in seinem Schreiben vom 22.
April als voraussichtlichen Termin für die Eröffnung des
Planfeststellungsverfahrens Ende 2009.
Im Februar hatte unsere Zeitung die Auskunft erhalten, dass mit dem
Beginn des Verfahrens Mitte dieses Jahres gerechnet werde (wir
berichteten).
Die L 677n steht seit 2005 in der Landesplanung. In der Gemeinde wird
seit 20 Jahren über eine Umgehungsstraße zur Entlastung des
Ortskerns und von Opherdicke diskutiert. Der Mehrheitsbeschluss
für eine östliche Umgehungsstraße ist älter als
zehn Jahre.
Und so lange ärgern sich die Befürworter der Straße
über die Salami-Taktik. Immer wieder wurde das
Planfeststellungsverfahren seitens des Landesbetriebs NRW verschoben.
SPD, CDU und FDP setzten in Düsseldorf ihre jeweiligen
Abgeordneten auf das Thema an.
Seit zwei Jahren werden konkrete Termine für die Eröffnung
des Verfahrens kolportiert. Aber immer wieder nach hinten verschoben.
Eigentlich sollte es längst eingeleitet sein, da stießen die
Planer beim Landesbetrieb auf das 2007 geänderte
Bundesnaturschutzgesetz. Eine Anpassung an EU-Richtlinien war
geschehen. Folge für die L 677n: Ein neues Gutachten zum
Artenschutz musste her.
Über die neuerliche Verzögerung hatte der
Niederlassungsleiter des Landesbetriebs NRW in Bochum, Michael Gebert,
jetzt die Holzwickeder Bauverwaltung informiert. Die Abteilungsleiterin
Planung, Elfriede Sauerwein-Brakwiek, beschrieb den aktuellen Stand
gestern auf Anfrage so: Die Unterlagen zur Artenschutzuntersuchung
liegen vor, gleichzeitig wurde das Verkehrsgutachten bis 2020
aktualisiert. Zurzeit läuft die Aktualisierung der
lärmtechnischen Untersuchung, „damit wir einen optimalen
Lärmschutz bekommen“.
Noch nicht beteiligt wurde die Untere Landschaftsbehörde beim
Kreis Unna. Umweltamtsleiter Ludwig Holzbeck erwartet, dass „wir um
eine Stellungnahme gebeten werden.“
Die umfangreiche Detailarbeit koste Zeit, so Sauerwein-Brakwiek. Hinzu
kommt ein personelles Problem. Der Sachbearbeiter, der die Ostumgehung
plant, ist gleichzeitig zuständig für das
Planfeststellungsverfahren für den sechsspurigen Ausbau der A 40.
Sollte der jetzt genannte Termin zur Planfeststellung eingehalten
werden, kommt der erste Spatenstich nicht vor Mitte 2012. Für ein
solches Verfahren werden durchschnittlich zwei Jahre kalkuliert.
Ob das Land dann noch die Mittel für große
Straßenprojekte hat, bleibt abzuwarten. Grüne und
Bürgerblock waren von Anfang gegen die Umgehungsstraße und
der Verbrauch von Landschaft.
Bildunterschrift
unter einem Foto der Massener Straße: Leben in diesem
Grünstreifen neben der Massener Straße schützenswerte
Tiere? Vor dem Baubeginn der Ostumgehung mussten neue Untersuchungen
durchgeführt werden. Das Planfeststellungsverfahren verschiebt
sich bis weit ins nächste Jahr hinein.
Die L 677n
Die Straße
wird vom Oelpfad aus abschnittsweise Richtung Süden
vorangetrieben. Der neue Autobahnanschluss an die A 40 und das
Brückenbauwerk über die Bahn werden die aufwändigsten
Bauabschnitte sein. Danach verläuft die 4,5 Kilometer lange
Straße durch freie Landschaft parallel zur Massener Straße
bis zum Anschluss an die Hauptstraße vor Hengsen.
Bis zu 15000
Fahrzeuge am Tag wird die neue Straße nach der Prognose der
Verkehrsplaner aufnehmen, an der Anschlussstelle Oelpfad wird die
Belastung bis auf 21000 Fahrzeuge ansteigen.
Die Maßnahme
ist mit 11,01 Millionen Euro veranschlagt.
Noch steht das
Geld nicht im Landeshaushalt. Die Finanzierung wird erst gedeckelt,
wenn das Planfeststellungsverfahren vorangeschritten ist.
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