aus Hellweger Anzeiger: Mittwoch, 28. Januar
2009
Sternstunde
für Staat statt Privat
Kreistag
sichert mit VKU wie GWA gleich zwei kommunale Betriebe langfristig ab –
die GWA sogar einstimmig
Von Silvia
Rinke
KREIS UNNA • Die
Sternstunde der Politik - der Kreistag mit Haushaltsverabschiedung -
wurde gestern zur Sternstunde für "Staat vor Privat". Gleich zwei
kommunale Gesellschaften, VKU und GWA sicherte die Kreistagspolitik
langfristig in ihrem (kommunalen) Bestand ab - und im Fall der GWA tat
sie das, kleine Sensation, sogar einstimmig.
Einstimmige Beschlüsse genießen Seltenheitswert in diesem
aktuellen Kreistag, der häufiger mit „Jamaika“-Beschlüssen
(CDU/Grüne/FDP) Vorstellungen von SPD und Landrat torpediert.
Siehe dazu auch Text unten.
Der „Druck der Straße“ tat gestern wohl sein Übriges, denn
sowohl die Busgesellschaft VKU wie der Entsorger GWA waren mit
Abordnungen zur Kreistagssitzung aufmarschiert. Die Mitarbeiter hielten
Protestplakate hoch (gegen Privatisierung, gegen Ausverkauf) und
wohnten anschließend der Sitzung mit ernsten Mienen bei.
Am Ende bedankte sich Landrat Makiolla speziell beim bürgerlichen
Lager aus CDU und FDP nachdrücklich für den (hart errungenen)
Entschluss, der GWA schon jetzt langfristig die Verträge zu
verlängern für die Jahre 2017 bis 2027. Die VKU ihrerseits
bekommt die Konzession, weiter im Kreis Unna die Busse zu fahren – sie
muss sich (noch) nicht, wie von CDU und vor allem FDP gefordert, im
EU-weiten Wettbewerb per Ausschreibung mit Privaten messen.
Im Fall der GWA bekannte zwar auch Grünen-Chef Herbert Goldmann
sein „Unbehagen“ ob einer derart langfristigen Bindung. Doch sind alle
Fraktionen von vermehrten Gerichtssprechungen in letzter Zeit
aufgeschreckt, die (SPD) „klar darauf hinzielen, wirtschaftliche
Betätigung von Kommunen zu beschränken“. Goldmann: „Private
Gewinne haben Vorrang vor Entsorgungssicherheit.“ Deshalb: Bekenntnis
zur GWA, einstimmig (Sensation, wie gesagt), bis 2027. Bedingung der
CDU: Der Kreistag müsse in die Lage versetzt werden, jederzeit die
Verträge zurückzuholen. Am weitesten sprang die FDP über
ihren Schatten, hatte doch ihr „Sprachrohr“ Sigurd Senkel vor drei
Wochen noch unterstellt: GWA-Chef Weber wolle sich mit dieser
frühzeitigen Vertragsbindung vor seinem Ruhestand noch rasch ein
Denkmal setzen.
Für die VKU ging es nicht so glatt, hier pochte die FDP auf
Marktwirtschaft. „Wir sind nicht gegen eine VKU! Wir sind für eine
VKU, die wettbewerbsfähig ist! Das ist sie doch..? Das steht doch
auf den Schildern!“ Demonstrativ blickte sich Wolfgang Schilken um.
„Wieso soll sie sich denn nicht dem Wettbewerb stellen?“ Dieser
„wettbewerbsfeindlichen Inhouse-Regelung“, die die Leistungen per
Freibrief direkt an die VKU vergibt, werde die FDP jedenfalls nicht
zustimmen. Die SPD tat´s umso entschiedener, zusammen mit
Linkspartei und Grünen (Anke Schneider: „Weil wir wissen, was wir
an der VKU haben, Punkt!!“). Die CDU enthielt sich. Um, so
Fraktionschef Jasperneite, „heute keinen Schaden für die VKU zu
gerieren, zugleich aber ihre Entwicklung – konstruktiv – kritisch
weiterbegleiten zu können“. Helmut Krause,
Geschäftsführer der CDU-Fraktion, beklagte am Ende bitter,
„wie hier heute wieder suggeriert wird, Privat wäre was ganz
Schlimmes. Wenn wir die Privaten pauschal so verteufeln, sind wir auf
einem sehr schlechten Weg!“
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