aus Hellweger Anzeiger: Donnerstag, 22. Januar
2009
Jugendamt
abschaffen – das geht zu weit
Grüne
und FDP bremsen Aktionsdrang ihres großen
„Jamaika“-Partners CDU
Von Silvia
Rinke
KREIS UNNA • Im
Sparzwang ächzend gleich ganze Ämter pulverisieren - dem
Tempo, das die CDU beim Haushalt plötzlich vorlegt, können
ihre "Jamaika"-Koalitionäre von FDP und Grünen nur noch
hinterherhecheln. Das Jugendamt abschaffen, das geht zu weit, bremsen
Sigurd Senkel und Herbert Goldmann einhellig den Tatendrang der
Christdemokraten.
Grünen-Chef Goldmann wirft seinem christdemokratischen Mitbewerber
ums Landratsamt „da schon einen gewissen Aktionismus“ vor. Wilhelm
Jasperneite hatte gestern bei der Vorstellung der Klausurergebnisse
seiner Fraktion den Fortbestand des Kreisjugendamtes in Frage gestellt:
Sparen, t effektiv mit wirklich zählbarem Ergebnis, könne man
bei diesem hochverschuldeten Kreishaushalt nur noch im Großen.
Im Großen will nun gerade auch die kleine FDP die Finanzmisere
anpacken – Freidemokrat Senkel aus Unna stellte just erst vor einigen
Tagen kritisch die Gesundheitshäuser anheim: Brauchen wir wirklich
mehrere? Und mehrere Straßenverkehrsämter? Tut´s nicht
auch eines?
Gleich aber ganze Ämter abzuschaffen, wie Jugendamt und
Bauaufsicht, das geht auch Senkel zu weit. „Da kann man nicht so direkt
drangehen“, zügelt er den von der FDP ja mit unterstützten
Landratsanwärter. „Der Kreis übernimmt die Jugendamtsaufgaben
für Fröndenberg, Holzwickede und Bönen, weil ihre
Einwohnerzahlen kein eigenes Jugendamt hergeben. Will man das
ändern, muss man mit den Kommunen sprechen.“ Synergien griffen
überhaupt erst im Gesamtpaket, „es gibt da noch jede Menge anderer
Beispiele.“
Senkel will da nicht ausgerechnet wieder die Bauhöfe nennen: zehn
im Kreis, eindeutig zu viele. „Aber im vorigen Jahr sind wir als
einzige Fraktion damit auf die Nase gefallen. Mit dem Neubau am
Feuerwehrservicezentrum ist der Zug zumindest für den Kreisbauhof
jetzt abgefahren.“
Gleichwohl schöpft Senkel positive Erwartungen aus den erst
kürzlichen Gesprächen mit den zehn Bürgermeistern: „Mich
hat erfreut, dass die Bürgermeister dabei erstmals bereit waren,
über die Straffung von Aufgaben und Bündelung zu sprechen.
Aber“, mahnend hebt Senkel den Finger, „dann müssen sie sich auch
entsprechend bewegen!“
„Kleinkarierte
Anträge, nichts gewonnen“
Über die
„Liste der Grausamkeiten“ wollen auch Jamaika-Partner aktuell nicht mit
CDU reden
Da in den
Gesprächen mit den Bürgermeistern auch die berüchtigte
„Potenzialliste“ („Liste der Grausamkeiten“) für den Kreishaushalt
Thema wurde – „aber nur intern, das war abgesprochen“ – zeigte sich
Grünen-Chef Goldmann gestern verstimmt über die
plötzliche CDU-Offensive. „Die Liste sollte jetzt noch nicht
öffentlich diskutiert werden“, kritisiert er, dies hatte in der
Woche zuvor allerdings schon die SPD erledigt. Sich aber wie die CDU
„zwei Tage mit kleinkarierten Anträgen zu befassen“... Goldmann
schüttelt den Kopf, „500 Euro für Schwimmunterricht
islamischer Frauen. Meine Güte!“ Für ihn bleibt´s
dabei: „Auch wenn wir die gesamten freiwilligen Leistungen beerdigen,
ist nichts gewonnen. Wir müssen die Haushalts-Strukturkommission
wiederbeleben. Und das Wichtigste: Wir müssen die Kommunen
einbeziehen!“ Die FDP hat zur Neuauflage der Haushaltskommission
gestern wie angekündigt per Antrag einen externen Berater
gefordert. Einen „Sparkommissar“ wie in Lünen und Schwerte, der
Politik und Verwaltung im Kreishaus zeigt, wo´s lang geht. • sia
Kultur nur
noch groß
Nur noch im
Großen soll der Kreis fortan die Kultur fördern, verlangt
die FDP.
Daher beantragt sie, die übrigen veranschlagten Geldzuwendungen an
Kulturförderung für die Kommunen in in diesem Jahr ersatzlos
zu streichen – in Summe 16 000 Euro.
Der Antrag ergänzt damit sinnbildlich das Credo des
CDU-Fraktionschefs, wonach auch Kleinvieh Mist bringe (gestriger
Bericht). Das finanzielle Engagement des Kreises für Kultur soll
sich nach der Vorstellung der FDP künftig nur noch auf die „drei
Säulen“ beschränken: Schloss Cappenberg, Gut Opherdicke und
Neue Westfälische Philharmonie. „Alles, was darüber hinaus
geht, ist Sache der Städte und Gemeinden.“ • sia
Bildunterschrift
unter zwei Fotos (Orchester und Gut Opherdicke): "Säulen der
Kultur": Neue Philharmonie ... ... und Gut Opherdicke.
Für beide soll's weiter Geld geben.
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