aus Hellweger Anzeiger: Freitag, 04.
Februar 2005
CDU lehnt
zusätzliche Bebauung ab
Keine
Häuser anstelle des Festplatzes
Marktplatz
sofort in Angriff nehmen
Von
Sebastian Smulka
HOLZWICKEDE • Die CDU,
zweitstärkste Kraft im Rat, stellt sich gegen eine Überbauung
des Festplatzes. Dafür will sie den Marktplatz schon jetzt in
Angriff nehmen – ohne Tiefgarage.
Die CDU geht mit
weiten Teilen der Ortskernplanung sehr kritisch um. „Die
Ortskernplanung ist zwar unser Kind – was bei ihr herausgekommen ist,
nicht unbedingt“, sagte Fraktionschef Rolf Kersting. Nein sage seine
Fraktion zur Überbauung des Schützenfestplatzes, zum
Wohnungsbau im Emscherpark, zur Verlegung des Parkplatzes an der
Kirchstraße, zum „Rathauspalast“ und zur Tiefgarage unter dem
Markt. „Wir müssen uns nicht zubauen und alle Frischluftschneisen
schließen“, sagte Kersting.
Der Marktplatz
selbst soll nach den Vorstellungen der CDU schnellstmöglich in
Angriff genommen werden und bis zum Weihnachtsmarkt fertig sein. „So
etwas dauert nicht so lange. Und so etwas kostet auch nicht die 290000
Euro, die im Haushalt vorhanden sind“, sagte der CDU-Vorsitzende Frank
Lausmann. Die Vorstellungen, die der Planer für den Markt
entwickelt hat, kommen der CDU durchaus entgegen, auch wenn sie keine
besondere Detailtiefe aufweisen: Die CDU setzt sich für einen sehr
offenen Platz ohne die „Dunkelzellen“ im Bereich der heutigen
Bepflanzung ein.
Ein anderes
großes Kapitel in den Haushaltsberatungen der CDU war die
Caroline. Hier will die Partei Planung und Bau der Brücke
über die Bahn mittragen. Sie setzt sich für eine attraktve,
aber kostengünstige Lösung mit Treppen und Aufzügen ein,
da eine Schrägrampe zu viel Platz einnähme, wenn sie auf die
nötige Höhe kommen soll. Die Brücke soll zudem einen
Wetterschutz bekommen.
Für den
Lärmschutz im Süden des Baugebietes schlägt die CDU eine
so genannte Kaskadenwand vor. Sie ist schmaler als eine
Wall-Wand-Konstruktion, aber optisch ansprechender, weil sie
fächerförmige Öffnungen hat, die man bepflanzen kann.
Die CDU will an dem zuletzt wieder in die Diskussion geratenen
Fußweg von der Nordstraße zur Carolinenbrücke
festhalten, weil das im Zusammenhang mit der Brücke „nur
konsequent“ sei.
Intensiv befasste
sich die CDU auch mit den Kreisverkehren. Anders als zuletzt
Bürgerblock und Grüne sprach sie sich vehement dafür
aus, die Kreiselpläne für die Nordstraße umzusetzen.
Zudem will sie den Umbau
des „falschen“ Kreisels an der Kirchstraße in einen richtigen
mittragen und den Kreisel an der Goethestraße mit Querungshilfen
ausstatten.
Bildunterschrift
unter einem Foto des Festplatzes: Soll überplant, aber nicht
überbaut werden: Der Platz von Louvierss, im Volksmund
Schützenfestplatz.
Kommentar
Die Planung,
ein missratenes Kind
Die Entwürfe
für die Ortskernplanung stoßen auf breite Ablehnung. Ob
Verwaltungsneubau, Tiefgarage, Wohnungsbau im Emscherpark oder die
Verlegung des Schützenfestplatzes - die besonders markanten
Inhalte des Entwurfes wurden in den bisherigen Fraktionsberatungen
der Reihe nach abgelehnt. Das spricht für den
Realitätssinn unserer Politiker. Und wirft doch Fragen auf:
Irgendjemand muss diese Pläne schließlich einmal in Auftrag
gegeben haben.
Die CDU bekannte sich jetzt sehr freimütig dazu - aber nur zum
Auftrag, nicht zu dem was dabei heraus gekommen ist. Die Idee einer
Planung sei sehr wohl das Kind der CDU, sagt Rolf Kersting - das
Ergebnis der Planer sei es nicht. Woran mag es liegen, dass die
Ortskernplanung, die eigentlich noch in den Kinderschuhen steckt, jetzt
schon so missraten erscheint? Man könnte sagen: Wer die Erziehung
seines Kindes in fremde Hände legt, müsse sich darüber
nicht wundern. Und wie naiv die Fantasien eines entfesselten Planers
sein können, weiß man in Holzwickede spätestens seit
den Bürgerhallen-Plänen für die Waschkaue und dem
Wellness-Konzept für die Kaserne.
Doch völlig ohne Vorgaben durfte das Aachener Planungsbüro
nicht operieren. Die CDU selbst legte im Frühling 2004 einen
eigenen Wunschkatalog vor, der den Planern seinerzeit überreicht
werden sollte. Darin stand etwas von einem offenen Marktplatz und von
der Verlegung des Kriegerdenkmals zum Friedhof. Aber nichts von einem
futuristischen Verwaltungszentrum mit Tiefgarage. Entweder, die
Wünsche aus Holzwickede wurden von den Planern ignoriert oder
einfach falsch verstanden. Den Gemeindevätern geht es da nicht
anders als echten Eltern. Bloß: Wenn deren Kind über die
Stränge schlägt, sind damit nicht gleich 50 000 Euro
futsch.
• Sebastian Smulka
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