aus Hellweger Anzeiger: Samstag, 11.
November 2017
CDU: Mitfahrbänke sind für
Kinder zu gefährlich
Von Yvonne Schütze-Fürst
HOLZWICKEDE • Die
Holzwickeder Christdemokraten fordern
die Bürgermeisterin Ulrike Drossel auf,
aus Gründen der öffentlichen Sicherheit
auf das Aufstellen der Mitfahrbänke zu
verzichten.
Die
Mitfahrbänke, die in Kürze an
verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet
an Bushaltestellen aufgestellt werden
sollen, sind im Rahmen der Projekte zum
Integrierten Stadtentwicklungskonzept
diskutiert und von der Politik auch
beschlossen worden. Bei den
Holzwickleder CDU-Politikern wuchs die
Sorge. Bereits in der Oktober-Sitzung
des Rates meldete sich der
Parteivorsitzende der CDU, Frank
Lausmann, zu Wort. Er sorge sich um
Kinder, die durch die Bänke aufgefordert
würden, zu Fremden ins Auto zu steigen
(wir berichteten). Gisela Ludwig von der
FDP pflichtet Lausmann bei. Dabei blieb
es.
Nach einem
Gespräch mit der Polizei fordert
Lausmann die Bürgermeisterin nun sogar
schriftlich auf, „die Aufstellung der
Bänke wegen massiver Sicherheitsrisiken
zu unterlassen“. Die Bürgermeisterin
aber möchte nicht von dem Vorhaben
abrücken.
Das
Gespräch mit der Polizei, das nach
Lausmanns Aussage mehr durch Zufall im
Bürgerbüro stattgefunden habe, sei für
ihn Auslöser gewesen, sich nun so
vehement gegen die Mitfahrbänke
auszusprechen. Drei leitende Beamte der
Kreispolizeibehörde hätten im Beisein
von Matthias Aufermann,
Fachbereichsleiter und zuständig für das
Ordnungsamt, festgestellt, „dass es sich
hier um ein Modell handelt, das
unkalkulierbare Gefahren birgt. An
anderer Stelle würden Bürger davor
gewarnt, in fremde Autos einzusteigen,
hier werde im Gegenteil noch offiziell
dafür geworben und es Kriminellen leicht
gemacht.“ Die Polizeibeamten hätten klar
gemacht, dass es Kinder und Jugendliche
nicht abhalten würde, von der anonymen
Mitfahrgelegenheit Gebrauch zu machen,
wenn diese als Angebot nur für
Erwachsene kenntlich gemacht werde. „Im
Ergebnis wurde von der Polizei eindeutig
von der Projektumsetzung abgeraten
beziehungsweise sogar davor gewarnt“,
schrieb Lausmann in einem Brief an
Ulrike Drossel.
Lausmann
gab im Gespräch mit der Redaktion zu,
bei der ersten Entscheidung über die
Mitfahrbänke die Sicherheitsrisiken
selber unterschätzt zu haben. „Da haben
wir einen Fehler gemacht. Uns war die
Tragweite nicht bewusst“, möchte
Lausmann nun die Notbremse ziehen, wie
er selber sagt. Sein Wunsch: Die Politik
möge noch einmal diskutieren und dann
entscheiden. Die CDU werde bei ihrer
Haltung bleiben und gegen die Bänke
stimmen, eine Mehrheitsentscheidung
würde sie aber respektieren.
Antwort
aus dem Rathaus
„Die
Mitfahrbank kommt.“ Diese Nachricht
hatte Bürgermeisterin Ulrike Drossel
beim Jahresempfang am 3. Oktober vor den
zahlreichen geladenen Gästen im
Schulforum verkündet. Und sie erklärte
dabei die Details. Die Bank, die eher
wie ein Stuhl aussieht, werde gelb sein
und mit Klapptaflen, die das Wunschziel
angeben, ausgestattet. Aufgestellt
werden sollen drei Bänke an
Bushaltestellen in der Gemeindemitte, in
Hengsen und Opherdicke.
Nun
reagierte die Bürgermeisterin schnell
auf Lausmanns Forderung und erklärte:
„Die Mitfahrbank ist ein Projekt des
ISEK, welches im Juni 2016 beim
‚Städtetag‘ mit öffentlicher Beteiligung
getestet wurde.“ Drossel hob noch einmal
hervor, dass es Ziel dieses Projektes
sei, die Verbindung der Dörfer Hengsen
und Opherdicke mit der Gemeindemitte zu
verbessern. Drossel nennt die Städte
Nordkirchen und in Ennigerloh, die
bereits seit Jahren über Mitfahrbänke
verfügen. „Nach Rücksprache mit diesen
Kommunen hat es zu keiner Zeit Bedenken
oder Probleme jeglicher Art zur
Sicherheit gegeben. Die Gemeinde
Holzwickede bietet ein System an und es
ist allen BürgerInnen freigestellt, die
Mitfahrbänke zu nutzen.“ Zudem würden
auf allen Hinweistafeln Verbots-Buttons
für Minderjährige angebracht und
Gespräche mit Schulleitungen finden
statt. Weiterhin soll über die Homepage
der Gemeinde informiert werden.
„Es gibt
aus Sicht der Gemeinde Holzwickede
derzeit keine Veranlassung, dieses
beschlossene Projekt aufzugeben,
insbesondere, weil unter 18-Jährige die
Mitfahrbänke nicht benutzen dürfen. Mit
den Hinweisschildern wird auch den
Autofahrern klar gemacht, dass sie
Minderjährige nicht mitnehmen sollen“,
so Ulrike Drossel.
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