aus Hellweger Anzeiger: Mittwoch, 1.
Februar 2017
Kita-Neubau
bleibt ein Zankapfel
Noch
keine politische Entscheidung –
Verwaltung prüft weiter – 30 Kinder sind
ohne Betreuung
Von Yvonne Schütze-Fürst
HOLZWICKEDE • Eine
Entscheidung über einen Standort für den
dringend benötigten Kindergartenneubau
hat die politische Diskussion nicht
gebracht. Noch stehen Grundstücke zur
Auswahl, noch gibt es ungeklärte Fragen.
Allerdings gibt es auch bereits 30
unversorgte Kinder.
Ein Jahr lang suchen die Verwaltungsspitze
und der Kreis Unna bereits nach einem
geeigneten Grundstück in der Gemeindemitte
(wir berichteten). Abgeschlossen ist sie
nun weiterhin nicht. Auch nach einer
langen Diskussion im Planungs- und
Bauausschuss ist keine Lösung gefunden,
haben sich die Politiker nicht auf ein
Grundstück einigen können. Und sie folgten
nicht dem Vorschlag der Verwaltung, einen
Neubau für eine Kindertageseinrichtung auf
den Parkplatz am Sportplatz des
Schulzentrums zu errichten.
Vielmehr muss nun noch einmal das von der
CDU am Festplatz vorgeschlagene Grundstück
nachgemessen werden. Hinsichtlich des
SPD-Vorschlages zum Grundstück südlich des
Edeka-Parkplatzes gilt es zu klären, wie
sehr ein Kindergartenneubau dem
ISEK-Projekt der Multisportanlage
entgegenstünde. Auch muss geklärt werden,
ob und wie schnell einem Privatmann ein
Grundstück hinter der Rausinger Halle
abgekauft werden kann. Dieses Grundstück
würde nämlich den Vorschlag der Grünen
möglich machen, auf dem Bolzplatz an der
Rausinger Halle einen Kindergarten
anzusiedeln. Dieses Grundstück liegt zwar
nicht in der Gemeindemitte. Dafür aber nah
an der Neuen Caroline. Auf wenig
Gegenliebe stieß der Verwaltungsvorschlag,
auf dem Parkplatz am Aachener Weg einen
Kindergarten zu bauen. Und dann gibt es
noch ein Grundstück, das es genauer zu
betrachten gilt. Wie Bürgermeisterin
Ulrike Drossel in der Sitzung erklärte,
haben ihr ganz aktuell die Evangelische
Kirchengemeinde Holzwickede und Opherdicke
und der Evangelische Kirchenkreis Unna ein
Grundstück „zwischen Hengsen und
Opherdicke“ offeriert. Mehr führte Ulrike
Drossel dazu nicht aus.
Nun also muss die Verwaltung noch einmal
nacharbeiten und der Ausschuss noch einmal
tagen, um zu entscheiden. Und das heißt
konkret: Mit einem Kita-Neubau und damit
einer Entspannung der Betreuungssituation
ist zum 1. August 2017 noch nicht zu
rechnen. Die Zeit bis zum Kindergartenjahr
2018 wollen die Politiker nun nutzen. Sie
wollen sich aber auch nicht unter Druck
setzen lassen.
Dabei hat der Kreis Unna schon aktuell das
Problem, für 30 bislang unversorgte Kinder
einen Betreuungsplatz zu finden. Wie
prekär die Situation ist, stellten in der
Sondersitzung des Planungs- und
Bauausschusses Torsten Göpfert, der
Sozial- und Familiendezernent des Kreises,
und Jugendamtsleiterin Sandra Waßen vor.
Acht Kindergärten gibt es derzeit in
Holzwickede, sie bieten 26 Regelgruppen.
Eingerichtet wurden zudem
Übergangsgruppen, die in Regelgruppen
umgewandelt werden müssen. Die
Betreuungsquote im U3-Bereich liegt
mittlerweile bei 51 Prozent. 133 Kinder
werden in diesem Jahr in
Kindertageseinrichtungen betreut, 35
Kinder sind in der Kindertagespflege. Und
an Tagsmütter oder -vätern mangelt es
weiterhin. Der Kreis Unna versucht weiter
händeringend, diese Form der Betreuung
auszubauen.
Laut Torsten Göpfert sieht der
Anmeldestand für das Kindergartenjahr, das
am 1. August 2017 beginnt, in Holzwickede
so aus: Es gibt 147 Kinder versorgte
Kinder (U3 und Ü3). 79 davon kommen aus
der Gemeindemitte, 42 aus dem Holzwickeder
Norden, 20 aus dem Holzwickeder Süden,
sechs Kinder werden noch in die Gemeinde
Holzwickede umziehen. 30 Kinder sind noch
unversorgt. Von ihnen kommen 19 aus der
Mitte der Gemeinde, acht aus dem Norden
und drei aus dem Holzwickeder Süden. Und
das heißt, so Göpfert: „Der größte Bedarf
liegt in der Mitte.“
52 Kinder sind derzeit in der Tagespflege
bei einer Tagesmutter untergebracht. Und,
gab Göpfert zu bedenken: Eltern können
auch außerhalb des geregelten
Anmeldeverfahrens für ihre Kinder einen
Betreuungsplatz geltend machen. Will
sagen: Der Bedarf kann weiter steigen
ebenso wie die Zahl der unversorgten
Kinder.
Der Kindergartenneubau wird aber nicht nur
für die bislang nicht versorgten Kinder
benötigt, er muss vielmehr auch die beiden
Übergangsgruppen aufnehmen. Das heißt,
dass die „Sonnenkäfer“ der Awo, die in
Containern untergebracht sind und die
Evangelische Gruppe „Sternschnuppe“, die
im Feuerwehrhaus Hengsen betreut wird, so
nicht mehr bestehen bleiben können. Zudem
ist eine Awo-Gruppe bestehend aus 20
Kindern in Opherdicke im alten und
sanierbedürftigen ehemaligen Schulhaus
untergebracht. Deshalb, so Göpfert, soll
dieser Kindergarten geschlossen und die
Trägerschaft des zu bauenden Kindergartens
in die Hände der Awo gelegt werden.
Torsten Göpfert machte aber auch deutlich,
dass der jetzt diskutierte
Kindergartenneubau auf Dauer allein auch
nicht ausreichen wird. Er bat daher die
Fraktionen darum, weitere Standorte, wie
die Emscherkaserne planerisch zu sichern.
Eltern
drohen mit Klage
Die Sondersitzung des Planungs- und
Bauausschusses nutzten auch zahlreiche
Eltern, um deutlich zu machen, wie schlimm
es für sie ist, dass ihre Kinder bislang
unversorgt sind. Hat das Kind keinen
Betreuungsplatz, kann die berufliche
Zukunft der Eltern nicht geplant werden.
Letztlich drohte ein Vater hinsichtlich
des Rechtsanspruches gar mit einer Klage.
Sandra Waßen versprach, alles möglich zu
machen und Plätze für die Kinder zur
Verfügung zustellen.
Sorgen, dass Opherdicke bald gänzlich ohne
Kindergarten dastehen wird, macht sich die
Ortsvorsteherin Petra Kittl. Es könne
nicht sein, beklagte sie sich, dass die
Opherdicker Kinder nach Hengsen müssen.
Sie plädierte für zwei Kindergartengruppen
in Hengsen und zwei Kindergartengruppen in
Opherdicke, um die Kinder auf den Dörfern
betreuten zu können. Das, merkte Göpfert
an, sei aber für einen Träger nicht
wirtschaftlich.
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