aus Hellweger Anzeiger: Mittwoch, 05.
November 2014
Doppelt
oder nicht?
Eine
Frage der Abwägung
Vorschlag
der FDP: Künftige Haushalte sollen für
zwei Jahre gelten
Von Yvonne Schütze-Fürst
HOLZWICKEDE • Nach dem
Haushalt ist alljährlich vor dem
Haushalt. Wurde der Haushalt 2014 erst
Anfang dieses Jahres verabschiedet,
stand etwa ein halbes Jahr später die
Einbringung des Haushalts 2015 auf der
Agenda der Politik.
Solch eine schnelle Abfolge aber könnte
und soll sich durch künftige
Doppelhaushalte deutlich entzerren. Das
jedenfalls sieht die FDP so, die einen
entsprechenden Antrag an die Verwaltung
und den Hauptausschuss formuliert. Laut
Fraktionsvorsitzendem Jochen Hake soll
der Antrag heute im Rathaus vorliegen.
Die Freidemokraten greifen mit dem
Antrag einen schon des Öfteren
geäußerten Vorschlag wieder auf.
Gültigkeit könnte ein Doppelhaushalt
erlangen – sollte er denn von der
Mehrheit des Rates mitgetragen werden –
ab den Haushaltsjahren 2016/2017.
Andere Städte wie zum Beispiel die
Kreisstadt Unna haben sich bereits für
einen Doppelhaushalt entschieden. In der
vergangenen Woche wurde der
Doppelhaushalt auf den Weg gebracht.
Kämmerer Karl-Gustav Mölle brachte den
Entwurf für die Jahre 2015 und 2016 in
der Ratssitzung ein.
Während die FDP für den Doppelhaushalt
plädiert, sehen die CDU, SPD und der
unabhängige Holzwickeder Bürgerblick die
Sache kritisch. Die Grünen, so erklärte
der Fraktionsvorsitzende Friedhelm Klemp
gestern auf Anfrage, hätten bereits im
vergangenen und auch in diesem Jahr den
Vorschlag zur Aufstellung von
Doppelhaushalten gemacht. Und wären
dementsprechend auch bereit dazu.
Luft für kreative Arbeit
„Es
bliebe dann mehr Luft für kreative
Arbeit“, findet Klemp. Und genau diese
„Luft“ ist es, die die FDP als Argument
anführt. Laut Jochen Hake beläuft sich
die Zeit, die allein die
Verwaltungsspitze mit den Gesprächen in
den Klausurberatungen der fünf
Fraktionen aufbringen muss, auch gut
eine Woche. Von der vielen Arbeit des
Kämmerers und seines Teams ganz zu
schweigen. „Wir glauben, dass viele
Vorgänge standardisiert sind und sich
wiederholen“, fügte Hake an – und auch
da lasse sich Zeit reduzieren – Zeit,
die anderweitig genutzt werden könnte.
„Da wird Arbeitskraft gebunden“, so
Hake. Letztlich würde ein Doppelhaushalt
dementsprechend auch Kosten einsparen.
Auch die Politiker würden zeitlich
entlastet. Und wenn dann mal auf
aktuelle Entwicklungen reagiert werden
müsste, könnte ein Nachtragshaushalt
aufgestellt werden, der weniger Zeit in
Anspruch nähme als ein jährlicher
Haushalt.
Die Christdemokraten, die sich laut
Fraktionsvorsitzendem Frank Markowski
zurzeit in der „heißen Phase“ der
Klausurberatungen befinden, sehen bei
einem Doppelhaushalt sowohl Vor- als
auch Nachteile. „Gerade, wenn der
Haushalt knapp ist, sehe ich Jahr um
Jahr Beratungsbedarf“, so Markowski. Und
Beratungsbedarf gäbe es momentan
genügend, sodass er „so schnell noch
nicht den nächsten Schritt gehen
möchte“.
Michael Klimziak, der
Fraktionsvorsitzende der SPD, sieht zwar
auch das Argument, Arbeitszeit einsparen
zu können, er sieht aber auch im
Doppelhaushalt den Nachteil der
Planungsunsicherheit. Sollten sich
Grundlagen ändern – von einer
Zinsveränderung bis zu möglichen
Veränderungen bei den
Gewerbesteuerzahlern – so müsse ein
Nachtragshaushalt aufgestellt werden.
„Ich tendiere eher dazu, noch
abzuwarten“, so der Sozialdemokrat.
Miteinander zu reden ist wichtig
Ulrike
Drossel, Fraktionsvorsitzende des BBL,
stellte gedanklich beide Varianten
(jährlicher Haushalt und Doppelhaushalt)
nebeneinander, um Vor- und Nachteile
abzuwiegen. Ihr Ergebnis: Ein
Doppelhaushalt hätte deutlich mehr
Nachteile, würde doch auch das
miteinander Reden reduziert. Und Themen
dazu, so Drossel, gäbe es genug. Die
Fraktionsvorsitzende erinnerte
beispielsweise an die Frage der
öffentlichen Toilette und der
Schulentwicklung. „Über zwei Jahre zu
planen, ist schwierig“, so Ulrike
Drossel.
Gebühren für 2015
Kämmerer Rudi Grümme zeigte sich gestern
von der Idee eines Doppelhaushalts nicht
sehr überzeugt. Erst einmal müssten alle
Jahresabschlüsse getätigt sein, mochte
sich der Fachmann noch nicht so richtig
festlegen.
Darüber hinaus steckt Grümme nach der
Einbringung des Haushalts für 2015 und
den Gesprächen in den Klausurberatungen
auch noch mitten in der Arbeit zur
Aufstellung des Gebührenhaushalts. Der
soll, so erklärte Grümme gestern,
frühestens Ende dieses Monats
vorgestellt werden.
Haushaltsberatung
Der
Haushalt für 2015 in noch in Arbeit.
Nach der Einbringung des Entwurfs durch
Kämmerer Rudi Grümme laufen derzeit die
Beratungen in den fünf Ratsfraktionen.
Bildunterschriften:
• Kämmerer Rudi Grümme ist ständig
von Zahlenwerken umgeben. Den Entwurf
des Haushalts 2015 hat er eingebracht.
Das Zahlenwerk erläutert er zurzeit
den Fraktionen bei den
Klausurberatungen. Und dann muss
Grümme sich auch noch um den
Gebührenhaushalt kümmern.
• Geld ins Sparschwein stecken kann
nur derjenige, der auch Geld übrig
hat.
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