aus Hellweger Anzeiger: Freitag, 26.
September 2014
Ausgeglichener
Haushalt auf wackeligen Füßen
Kämmerer
Rudi Grümme hat Planentwurf für 2015
eingebracht
Von Yvonne Schütze-Fürst
HOLZWICKEDE • Raus aus
der Haushaltssicherung, hinein in
rosige Zeiten? Mitnichten.
Der Haushaltsplanentwurf, den Kämmerer
Rudi Grümme gestern in den Rat
einbrachte, ist kein Grund zum Jubeln.
Bis einen Tag vor der gestrigen Sitzung
des Gemeinderates hatte der Kämmerer mit
seinem Mitarbeiterteam gerechnet. Erst
am Morgen der Sitzung lagen die etwa 300
Seiten starken Entwürfe druckfrisch vor.
Bis zuletzt musste der Kämmerer mit
neuen Zahlen und damit auch mit neuen
Hiobsbotschaften den Haushaltsplan
errechnen. „Wir werden planerisch einen
ausgeglichenen Haushalt darstellen
können – entweder mit einer schwarzen
Null oder einem Überschuss von 37807
Euro.“ Um dieses Plus zu verdeutlichen,
führte Grümme an, dass diese Summe
gerade einmal 0,1 Prozent der Erträge
ausmache. Die Erträge belaufen sich
insgesamt auf 38764626 Euro. Die
Aufwendung betragen dagegen 38726819
Euro.
Es bleiben aber unter dem Strich auch
noch drei wesentliche
Planungsunsicherheiten; der Anteil der
Einkommenssteuer, die
Schlüsselzuweisungen und die
Kreisumlage. Bei der Berechnung des
Gemeindeanteils an der Einkommenssteuer
liegen die für die Berechnung
notwendigen Schlüsselzahlen noch nicht
vor. Erst im April 2015 ist mit ihnen zu
rechnen. Bei der allgemeinen Kreisumlage
ist der endgültige Hebesatz auch noch
nicht bekannt. „Auswirkungen aus der
LWL-Umlage beziehungsweise weitere
Belastungen im Sozialbereich sind noch
als etwaige Unwägbarkeiten bei der
Zahllast der Kreisumlage zu sehen“,
steht es im Vorbericht zum Haushalt.
Bezüglich der Schlüsselzuweisung hat das
Land bereits angekündigt, im Oktober
eine zweite Modellrechnung vorzulegen.
„Das alles bereitet mir Kopfschmerzen“,
blickt der Kämmerer mit Sorgen in die
Zukunft.
„Ich
würde keinem raten, zusätzliche
Ausgaben zu fordern“.
Kämmerer
Rudi Grümme
„Ich
würde keinem raten, zusätzliche Ausgaben
zu fordern“, schreibt er den Parteien
sozusagen in den Block. „Jede weitere
Ausgabe führt in die roten Zahlen.“ Und
dabei hat es bereits Wünsche, die viel
Geld kosten, gegeben. Der unabhängige
Holzwickeder Bürgerblock wünscht sich
einen Controller, der bezüglich des Baus
des neuen Feuerwehrhauses Pläne und
Kosten kontrolliert. Bei Baukosten in
Höhe von 3,5 Millionen Euro wären das
wohl schätzungsweise 350000 Euro. Knapp
100000 Euro würde eine öffentliche
Toilette kosten. Und auch die 100 Bäume,
die die Grünen gern zum 100.
Rathausgeburtstag an Bürger verschenken
möchten, gibt es nicht kostenlos.
Zwischen 10000 und 15000 Euro würden sie
laut Rechnung der Umweltbeauftragten
Ulrike Hohendorff kosten.
Investitionen stehen wieder im
Haushaltsplan und zwar in einer Hohe von
insgesamt 4,3 Millionen Euro.
Zuweisungen von dritter Seite belaufen
sich auf 802000 Euro, sodass für die
Finanzierungslücke von 3,5 Millionen
Euro Kredite aufgenommen werden müssen.
Der Kämmer hat diesbezüglich schon eine
Kreditermächtigung eingeholt. „Ich will
nur hoffen, dass es nicht schlimmer
kommt“, bleibt Grümmes Haltung
skeptisch. Noch aber müssen einige
Punkte, die im
Haushaltssicherungskonzept stehen,
abgearbeitet werden und damit das
errechnete Geld in den Haushalt
einfließen. So zum Beispiel der Verkauf
der Grundstücke an der Friedhofstraße.
Grümme ist da aber zuversichtlich.
Finanzen
Der
Haushaltsplanentwurf 2015 weist Erträge
in Höhe von 38 764 626 Euro und
Aufwendungen
in Höhe von 38 726 819 Euro auf. Unter
dem Strich bleibt damit ein Plus in Höhe
von 37 807 Euro.
Bildunterschriften:
• Der Taschenrechner ist ein
unverzichtbares Werkzeug bei der
Aufstellung eines kommunalen
Haushalts. Den Rotstift konnte der
Kämmerer in der Schublade lassen. Wenn
alles gut läuft, bleibt am Ende ein
Plus übrig.
• Der Haushaltsplanentwurf liegt seit
gestern vor.
Beratungen
folgen
In den
nun folgenden Haushaltsberatungen der
Parteien werden diese genau zu überlegen
haben, welche Wünsche sie äußern wollen
und welche nicht. Der Spielraum des
Handelns ist zwar größer geworden als in
den Haushaltssicherungsjahren, dennoch
aber recht klein.
Ihren Dank richteten gestern in der
Gemeinderatssitzung alle
Fraktionsvorsitzenden an den Kämmerer
und sein „Team Haushalt“. Die mahnenden
Worte des Kämmerers, so Michael Klimziak
(SPD), habe man vernommen und es sei
klar: „Wir können nicht über Gebühr
Mittel ausgeben“. Über das Ende der
Haushaltssicherung freute sich Frank
Markowski (CDU). Er erklärte, dass es
nun weiterhin wichtig sei, bei den
Klausurberatungen „weitere Maßnahmen zur
Konsolidierung“ aufstellen zu müssen.
„Wir müssen schauen, welche
Investitionen können wir uns leisten“,
betonte Ulrike Drossel (BBL), alles im
Sinne einer attraktiven Gemeinde tun zu
wollen. Friedhelm Klemp (Bündnis 90/Die
Grünen) schlug hinsichtlich der vielen
Arbeit, die in diesem Jahr von der
Kämmerei geleistet wurde, die
Aufstellung eines Doppelhaushaltes vor.
Und Jochen Hake (FDP) wies auf die
bereits geäußerten Wünsche der anderen
Fraktionen hin und betonte: „Platz für
Sonderwünsche ist noch nicht gegeben“.
Kommentar
Keine
großen Sprünge
Von
Yvonne Schütze-Fürst
Der
Blick in den Haushaltsplanentwurf für
das Jahr 2015 ist wie ein Blick in ein
fast leeres Portemonnaie. Ungeplante
Ausgaben sind unmöglich und Wünsche
können schon gar nicht einfach so
erfüllt werden.
Als die ersten Rechnungen von über
300000 Euro Plus im Haushalt 2015
ausgingen, dauerte es nicht lange und
die Parteien äußerten auch schon die
ersten Wünsche. Doch allein der Gedanke,
was ausgegeben werden müsste, um eine
öffentliche Toilette einzurichten oder
100 Bäume zum 100. Geburtstag des
Rathauses zu kaufen und zu verschenken,
wird wohl ein Gedanke bleiben müssen.
Mit 37807 Euro Plus, die der Kämmerer
nun errechnet hat, kann man eben keine
großen Sprünge machen.
Viel schlimmer für alle Beteiligten wäre
die Anhebung von Hebesätzen, so wie es
andere Städte bereits überlegen. Die
Gewerbesteuer anzuheben könnte fatal
enden. Denn dann suchen sich Firmen
womöglich andere Städte aus. Und die
erhöhte Grundsteuer B hat im vergangenen
Jahr bereits ein tieferes Loch in die
Geldbörsen der Hauseigentümer und Mieter
gerissen. Es ist eben so, wie
Finanzfachmann Christian Grimm vor
Kurzem sagte: „Wir sind nicht reicher
geworden, nur weniger arm.“
|