aus Westfälische Rundschau: Mittwoch, 04.
April 2012
Mit
Piraten-Ostereiern in den CDU-Wahlkampf
In Jörg Schindel ist in Unna
unbekannt – Am 13. Mai will er dennoch im Südkreis für die
Union Stimmen holen
von Lars
Reckermann
Unna. „Jörg wer...?“, fragt die
Frau ihren Mann und schaut sich die Person noch einmal von oben bis
unten an, die ihr gerade ein orangefarbenes Osterei überreicht
hat. „Jörg Schindel“, stellt sich der CDU-Landtagskandidat noch
einmal artig vor. Wahlkampfauftakt in der Fußgängerzone.
Unna ist nicht
so das Pflaster des Schwerters
Die
CDU-Osterei-Grenze liegt Dienstagmorgen auf der Bahnhofstraße
zwischen Deichmann und Weltbild. Gleich eine Hand voll Wahlhelfer haben
ihre Osternester mit orangefarbenen Eiern gefüllt und packen den
Unnaern die Taschen voll. Jörg Schindel steht etwas abseits. Unna
ist nicht so das Pflaster des Schwerters. Sein SPD-Kontrahent, der
Massener Hartmut Ganzke, hat es da schon einfacher. Auch Herbert
Goldmann von den Grünen ist bekannt, und selbst Heike Palm von den
Piraten hat dank der „Unna ohne RWE“-Bürgerinitiative einen
gewissen Bekanntheitsgrad in der Stadt. Aber Jörg Schindel...?
29 Jahre alt ist er, „noch fast ein Jugendlicher“, witzelt eine
Passantin. „Aber mit erwachsenen Ansichten“, bekommt Schindel
Rückendeckung von Manfred Mischke aus der Seniorenunion
Holzwickede. Der ist gerade in Unna unterwegs und hat Schindel für
den 10. April in die Emschergemeinde eingeladen.
Um Politik geht es aber nur am Rande. „Sind Sie von den Piraten?“,
fragt ein junger Rucksackträger. „Nein, wieso?“ wundert sich
Schindel. „Wegen der Farbe des Eis, orange, das ist doch die Farbe der
Piraten.“ Schindel schmunzelt. Der Satz „Frohe Ostern, ihre CDU Unna“
auf dem Ei ist so klein geschrieben, dass ihn viele Leute für
einen Haltbarkeitsstempel halten. „Orange ist die Farbe der
CDU-Bundespartei“, schallt es unter dem kleinen CDU-Sonnenschirm
hervor, unter dem drei Kisten „Bunte Eier“ gestapelt sind.
Schindel kann aber auch politisch. „Die Kommunen werden von den
Sozialkosten erdrückt, Bund und Land müssen den Städten
helfen“, sagt er. Der NRW-Innenminister solle einmal deutlich machen,
welche freiwilligen Leistungen er für das öffentliche Leben
als notwendig erachtet – und dann soll er einen Finanzierungsvorschlag
machen.
Schindel sieht eine junge Familie. Drei Eier nehmen sie aus seinem
Korb. Er wünscht frohe Ostern, dann greift wieder eine Dame in den
Korb, die schon ein Ei in der Hand hält. „Für Eiersalat“,
sagt sie. „Gerne“, antwortet der Unionspolitiker.
Schindel ist nicht so naiv, dass er sich nach der Wahl im Landtag
sieht. Auf der Liste hat er Platz 80. Im Südkreis gilt das
SPD-Parteibuch als Fahrkarte nach Düsseldorf. Schindel nutzt den
Wahlkampf, um Erfahrungen zu sammeln. Er soll in aller Ruhe als
Spitzenpolitiker aufgebaut werden. So haben sich das die
Kreis-Parteivorsitzenden gedacht.
Vor der
Neuwahl war schon Hochzeit geplant
Schindel kann im
Mai sowieso nicht verlieren. Anfang Mai heiratet er – im Ausland. Die
Hochzeit ist seit langem geplant, weit vor der Ankündigung der
Neuwahl. Geflittert wird über den Wahltag hinaus. Das störte
einige Parteifreunde. Sie sprachen ihm dennoch das Vertrauen aus. „Eine
Wahl werde ich also auf jeden Fall im Mai gewinnen“, sagt er. Eine
Stimme hat er damit auch schon 100-prozentig sicher.
Bildunterschrift:
Der CDU-Landtagskandidat Jörg Schindel verteilte Ostereier in der
Fußgängerzone.
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