aus Hellweger Anzeiger: Mittwoch, 27. Juni
2012
„Wohnen-Wasser-Grün“
auf dem Kasernengelände
SPD
und CDU stellen gemeinsamen Antrag für die künftige
Nutzung
Von Gabriele Hoffmann
HOLZWICKEDE •
Die Neue Caroline
ist auf der Zielgeraden. Zwei Drittel der ehemaligen
Industriefläche sind bebaut oder zumindest verkauft. Neue
Baugebiete sind keine Konkurrenz mehr. So sehen es diejenigen, die die
Holzwickeder Zukunft in der Förderung neuer Wohnbebauung sehen.
Und jene haben im Gemeinderat die Mehrheit.
CDU und SPD haben gestern gemeinsam das Projekt Emscherkaserne auf den
Weg gebracht. Die Fraktionschefs Michael Klimziak (SPD) und Rolf
Kersting (CDU) übergaben Bürgermeister Jenz Rother einen
gemeinsamen Antrag zur Umnutzung des Kasernengeländes. Die
„Schnittmenge“ wie Kersting es nennt ist in diesem Fall die
Wohnbebauung. Angesichts der demografischen Entwicklung sei der Punkt
zum Handeln gekommen. „Wir brauchen dringend junge Familien.“ Denn bei
weiter sinkenden Einwohnerzahlen steht die gesamte Infrastruktur des
Ortes auf dem Spiel.
Wohlwissend, dass „wir den demografischen Wandel nicht gänzlich
von Holzwickede fernhalten können“, so Klimziak. „Aber mit 96
Geburten wollen wir uns nicht zufriedengeben.“
Die Quote verbessern sollen demnächst junge Paare, die sich ein
Häuschen im Grünen und doch in zentraler Lage auf
günstigem Bauland wünschen. Das Konzept
„Wohnen-Wasser-Grün“ sieht auf den 8,8 Hektar vier Wohnquartiere
mit jeweils eigenem Charakter vor. Im Süden mit eingeschossiger,
im Norden mit zweigeschossiger Bauweise und ökologischer
Prägung am Übergang in die vorhandene Landschaft. Die
Flächen im Westen und Osten können der Naherholung und
Freizeitgestaltung der Kinder dienen. Wasserflächen hatte schon
die SPD in einem 2008 vorgelegten Nutzungskonzept als attraktive
Ergänzung vorgeschlagen. Jetzt sollen sie im SPD/CDU-Papier den
freizeitgestaltenden Charakter unterstreichen.
Etwa 20 Wohneinheiten pro Quartier stellen sich Klimziak und Kersting
vor. Für die Realisierung des Neubaugebietes wird ein Investor
gesucht, der das Kasernengelände vermarktet so wie es auf dem
ehemaligen Zechengelände geschehen ist.
Zunächst stehen Verhandlungen mit der BIMA (Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben) über den Verkauf zu einem günstigen Preis
möglichst unterhalb des Bodenrichtwertes an – wenn der Gemeinderat
nach der Sommerpause den Antrag beschließen wird. Davon ist
aufgrund der Mehrheitsverhältnisse auszugehen.
Der Investor soll, so die Vorstellung der Antragsteller, sämtliche
infrastrukturelle Folgekosten wie den Straßenausbau rund um das
neue Wohngebiet tragen. Gegnern des Projektes wollen sie schon vorab
den Wind aus den Segeln nehmen. Die äußere
Erschließung des Wohngebietes erfolgt über die
Schäferkamp-straße und Sölder Straße. Die
Margartenstraße darf nur in Richtung Schäferkampstraße
belastet werden. Die Steinstraße soll nicht der Zufahrt dienen.
Verbindungen zwischen den vier Quartieren sollen nur
fußläufig geschaffen werden.
Und an die Adresse der Verfechter von umweltfreundlichen Energien
gerichtet heißt es, dass die Versorgung vorzugsweise durch ein
Blockheizkraftwerk, Solartechnik oder Erdwärme geschehen soll.
SPD und CDU sind sich auch einig, dass die alten Gebäude
abgerissen werden müssen. Für den Sportplatz gibt es laut
Rother keinen Bedarf mehr.
Bildunterschriften:
• Das Gelände
der ehemaligen Emscherkaserne dient allenfalls noch als
Übungsobjekt für die Feuerwehr oder als Schauplatz für
Ferienspaßveranstaltungen. Gestern präsentierten SPD und CDU
ihr Konzept für die künftige Nutzung.
• Noch ist das Tor
verschlossen, das Gelände im Eigentum des Bundes. SPD und CDU
wollen das Schloss knacken und den Weg für neues Leben auf dem
Kasenenhof freimachen.
• So ordentlich
sieht es schon lange nicht mehr auf dem Gelände zwischen
Sölder Straße und Margartenstraße aus. Die
Gebäude verfallen. Vandalismusschäden sind erkennbar.
Das Projekt
Die Emscherkaserne
war 35 Jahre lang Standort der dritten Staffel der
Flugabwehrraketengruppe 21 mit bis zu 600 Soldaten – bis zur
Schließung im März 2004. Seither wird über eine
Folgenutzung diskutiert. CDU und SPD sprechen sich für eine
weitere Wohnsiedlung aus, um junge Familien in die Gemeinde zu locken
und so dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. FDP, Grüne,
Bürgerblock und jungeliste favorisieren eine Renaturierung des
Geländes. Die Gemeidne hat das Planungsrecht. Das Grundstück
gehört dem Bund. Zwischenzeitlich gab es auch Ideen für einen
Sportpark, eine Reha-Klinik, Altenwohnungen, Schule mit Internat oder
ein Kongresszentrum. Der neue Plan sieht 50 Prozent der Fläche
für Wohnungen, 25 für Grünflächen, 17 für
Wasser und 8 als Verkehrsfläche vor.
Renaturierung
statt Versiegelung
Renaturierung
statt Versiegelung. Das war 2008 die Forderung von FDP, Grünen,
Bürgerblock und „jungeliste“. Ein wesentliches Argument gegen eine
Bebauung war die Verkehrsproblematik. Schon damals wurde noch mehr
Verkehr auf den umliegenden Straßen und auf der Hauptstraße
befürchtet. Außerdem warnten die Antragsteller davor, dass
irgendwann Wohnungen in der Ortsmitte leer stünden. Die
Renaturierung des Kasernengelände würde den westlichen
Grüngürtel vom Naturschutzgebiet Sölder Bruch zum
Hixterwald schließen. Schon jetzt hat die Natur auf dem
Gelände die Oberhand gewonnen. Wilde Schönheiten haben
stellenweise den Asphalt durchbrochen. • ho-
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