aus Hellweger Anzeiger: Mittwoch, 31. Oktober
2012
Magenschmerzen wegen der
Carolinebrücke
Glückauf
für das neue, größte Sparkasseninstitut im Kreis Unna
Von Gabriele Hoffmann
HOLZWICKEDE • Die Stimmung in der Sondersitzung des
Gemeinderates gestern Abend war zweigeteilt. Die Sparkassenfusion wurde
einstimmig beschlossen. Auf die Baukosten für die
Carolinebrücke reagierten selbst die Brückenbefürworter
mit deutlicher Kritik.
Der anschauliche Vortrag von Thorsten Helbig bestätigte die
Ratsvertreter nur noch einmal in ihrer Überzeugung, dass die
Sparkassenfusion eine sinnvolle Maßnahme sei. Der Vertreter der
die Sparkassen im Fusionsprozess begleitenden Unternehmensberatung zeb
in Münster schilderte die wirtschaftlichen Vorteile und die
Auswirkungen der Fusion. Er betonte, dass auch der Sparkassenverband
Westfalen-Lippe den Zusammenschluss befürworte.
Nur kurze Zeit nach der einstimmigen Entscheidung gestern Nachmittag im
Kreisstag in Unna beschlossen auch die Holzwickeder Ratsvertreter die
Fusion, sprachen dem Sparkassenvorstand Klaus Moßmeier ihr
Vertrauen aus und wünschten dem neuen Geldinstitut viel
Glück. Wichtig war den Politikern, dass sich für die
Holzwickeder Kunden nichts ändert.
Moßmeier bedankte sich für den Vertrauensvorschuss und wies
auf die historische Bedeutung dieses Schritts hin: Bisher gab es
Fusionen nur im Zusammenhang mit Gebietsreformen, zuletzt 1969. Diesmal
geht es um die finanzielle Zukunftssicherung.
Weniger harmonisch gaben sich die Fraktionen anschließend, als es
um die Abrechnung – nicht nur der Kosten – für die
Carolinebrücke ging.
Während SPD und CDU mit einer nicht zu überhörenden
Resignation und mit Magenschmerzen (Michael Klimziak) und
Zähneknirschen (Rolf Kersting) der von der Verwaltung vorgelegten
Rechnung zustimmten (20 Stimmen), enthielten sich die sechs
Fraktionsvertreter von FDP und „jungeliste“. Neun Gegenstimmen kamen
von den Grünen und vom Bürgerblock.
Obwohl die Brücke gut genutzt wird, bleibt angesichts der
Kostenexplosion auf 3,4 Millionen Euro beim SPD-Fraktionschef Klimziak
„ein schlechtes Gefühl“ zurück. Sein Gegenüber von der
CDU betonte, dass man die Brücke zwar gewollt habe. Rolf Kersting
ließ allerdings offen, ob „wir uns mit Kenntnis der hohen Kosten
auch so entschieden hätten“.
Wilfried Brinkmann holte weit aus und nahm die Verwaltung aufs Korn.
Ihm ist heute unverständlich, dass das Buch ohne weitere Kontrolle
geschlossen werden soll. Schlampereien, Planungsfehler und schlechte
Information überschatten die ursprüngliche Zustimmung zu dem
Bauwerk.
Die Gegner der ersten Stunde untermauerten ihre Kritik.
FDP-Fraktionsvorsitzender Jochen Hake stellte den Nutzen im Vergleich
zu den Kosten infrage, sieht immer noch Informationslücken und
warf der Ratsmehrheit von damals fehlende Weitsicht vor.
Friedhelm Klemp ging auf die hohen Folgekosten, beispielsweise für
die Fahrstühle, ein. Der Fraktionschef der Grünen nahm die
Entscheidungsträger in die Verantwortung für den Umgang mit
Steuergeldern. Einen Teil der Verzögerungen hätte man, so
Klemp, vermeiden können, wenn man alte Holzwickeder gefragt
hätte. Er spielte damit auf die nachträgliche Sondierung des
Kampfmittelräumdienstes an.
Lars Berger von der „jungeliste“ erinnerte daran, dass der Baufachmann
in der Partei schon früh anhand von Beton- und Stahlkosten vor
einer Kostensteigerung gewarnt hat. Die Brücke ist für ihn
ein Beispiel dafür, wie leichtfertig mit Steuergeldern umgegangen
wird. „Die Politik hat insgesamt an Vertrauen verloren.“
Bildunterschriften:
• Die
Eröffnung der Fußgängerbrücke war im vergangenen
Jahr von Protest begleitet. Gestern wurde die Endabrechnung im
Gemeinderat vorgelegt. Sie wurde zwar mehrheitlich so zur Kenntnis
genommen, doch sind alle Parteien unzufrieden über die
Kostenexplosion. Für die Grünen bleibt die Brücke ein
Mahnmal für Steuerverschwendung.
•
Sparkassenvorstand Klaus Moßmeier sagte gestern Abend in der
Sondersitzung des Gemeinderates den Erhalt der drei Holzwickeder
Geschäftsstellen zu. |