aus Westfälische Rundschau: Donnerstag, 08.
September 2011
Fraktionen
lehnen Pendellösung für Kinder ab - Voraussetzungen für
eine eigene Verbundschule noch gar nicht bekannt
Politik
beharrt auf eigener Lösung
von Peter Gräber
Holzwickede. Trotz der Bedenken des Schulforschers
Dr. Ernst Rösner halten die Parteien in Holzwickede daran fest,
eine eigene Sekundarschule in der Emschergemeinde errichten zu wollen.
In einem Interview mit unserer Zeitung hatte sich Dr. Rösner, der
für Holzwickede und Unna die Schullandschaft untersucht hat,
für mehr Zusammenarbeit bei der Gestaltung der Schullandschaft
ausgesprochen: Für eine eigene Lösung (Sekundarschule)
müsse Holzwickede über fünf Jahre hinweg jeweils 75
Schüler nachweisen. Dies hält Rösner für nicht
möglich.
Die bessere Lösung sei eine gemeinsame Sekundarschule mit zwei
Klassen in Massen und drei in Holzwickede, wobei die Schüler nach
drei Jahren jeweils in die andere Kommune pendeln müssten. Nur
diese gemeinsame Lösung bringt beide Kommunen auf Dauer weiter,
glaubt Rösner.
Die Holzwickeder Politik hat aber andere Prioritäten, wie der
Vorsitzende des Schulausschusses, Jochen Hake (FDP) gestern betonte:
„Alle Parteien sind sich im Prinzip einig, dass wir möglichst alle
Holzwickeder Kinder auch am Ort beschulen wollen. Eine Sekundarschule
würde dazu sehr gut passen. Deshalb sollten wir uns auch nicht so
leicht davon verabschieden. “ Der Fachausschussvorsitzende glaubt damit
auch den Elternwillen wiederzugeben. „Es haben sich schon eine ganze
Reihe Eltern gemeldet, die der Pendellösung gar nicht positiv
gegenüberstehen.“
Der Fahrplan sieht vor, die Holzwickeder Verwaltung in einer
Sondersitzung des Schulausschusses am 28. September damit zu
beauftragen, ein Konzept zur Errichtung einer eigenen Sekundarschule in
Holzwickede zu erarbeiten. Zielpunkt ist das Schuljahr 2013/2014.
„Daran halten wir auch fest“, kündigt Jochen Hake an. „Und wir
werden alles versuchen, eine eigene Lösung mit der Sekundarschule
zu realisieren.“ Welche Voraussetzungen es dafür gibt, wisse im
Moment niemand genau - auch Dr. Rösner nicht, erklärten die
Sprecher der Fraktionen gestern übereinstimmend. „Es gibt ja noch
gar kein Gesetz dazu. Die erste Lesung war gestern erst im Landtag .“
Ob es für eine Sekundarschule tatsächlich fünf Jahre
lang mindestens 75 Kinder jedes Jahr braucht, ob Kinder aus
Nachbargemeinden berücksichtigt werden können und ob eine
Zustimmung der Nachbarkommune erforderlich ist für eine
Schulgründung – alles das sei vom Gesetzgeber noch nicht geregelt.
„Wir sind aber zuversichtlich, dass wir eine eigene Lösung
hinkriegen“, so CDU-Chef Rolf Kersting. Seine Fraktion habe sowieso
kein Vertrauen mehr in die Aussagen Dr. Rösners, kartet der
CDU-Chef nach: „Denn alles, was er uns bisher vorgeschlagen hat, ist
doch in die Hose gegangen: von der Gründung einer eigenen
Realschule bis zur Verbundschule aus Haupt- und Realschule.“
HINTERGRUND
Ziel ist
längeres gemeinsames Lernen
- Die
Sekundarschule umfasst die Jahrgangsstufen 5 bis 10 und ist in der
Regel eine Ganztagsschule.
- In den
Jahrgängen 5 und 6 soll unter besonderer Berücksichtigung der
individuellen Förderung gemeinsam gelernt werden, danach kann
dieses integrierte Konzept bis zur Klasse 10 fortgeführt werden.
Ab Klasse 7 besteht aber auch die Möglichkeit einzelne
Bildungsgänge der Hauptschule, der Realschule oder des Gymnasiums
einzurichten. Über das Grundkonzept entscheidet der
Schulträger (Gemeinde) unter Beteiligung der Schulkonferenz.
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