aus Westfälische Rundschau: Samstag, 09.
Mai 2009
Podiumsdiskussion
KAB und Kolpingsfamilie
Fraktionschefs stellen sich Bürgern
Von Peter Gräber
Holzwickede. Etwa
50 bis 60 Interessierte waren der Einladung der KAB
und Kolpingsfamilie gestern Abend ins Alois-Gemmeke-Haus gefolgt, um im
Kommunalwahljahr mit den Vorsitzenden der sechs Ratsfraktionen zu
diskutieren.
Zunächst durfte jeder auf dem Podium etwa vier Minuten lang seine
Partei und ihre Arbeit kurz vorstellen.
Da keine der Fraktionen im Rat über eine Mehrheit verfügt und
jede Partei sich ihre Mehrheiten suchen muss, wurden die Unterschiede
und Gemeinsamkeiten rasch deutlich: Beim Thema Bauen sind sich
jungeliste, FDP und Grüne darin einig, keine neuen Wohngebiet mehr
ausweisen zu wollen und auch die Emscherkaserne zu renaturieren, wie
ihre Sprecher Bernd Busemann, Jochen Hake und Stefan Klemp deutlich
machten. Aber auch der Bürgerblock folgt dieser Linie und lehnt
größere neue Wohnbaugebiet ab, so Heinrich Schlinkmann.
CDU (Rolf Kersting) und SPD (Michael Klimziak) wollen dagegen auf neue
Wohnbaugebiete nicht verzichten, um dem Einwohnerverlust begegnen zu
können. Allerdings betonten beide: Ein akutes Thema sind neue
Wohngebiet frühestens nach dem Abverkauf der Caroline. Was die
freiwilligen Leistungen und Investitionen für Schulen, Jugend,
Familien und Vereine angeht, waren sich wieder alle einig: Hier werde
auch künftig nicht gespart, sondern weiter getan, was möglich
ist.
Beim Thema Verkehr scheiden sich erwartungsgemäß die
Geister: SPD, CDU und FDP setzen auf die Ostumgehung zur Entlastung der
Gemeinde. Die höhere Lebensqualität für die Bürger
im Norden und Opherdicke sei gegenüber dem Natureingriff das
höhere Gut. Bürgerblock, aber auch Grüne und jungeliste
lehnen die Umgehungsstraße ab: Sie schaffe keine Entlastung,
sondern nur weiteren Verkehr.
Auch in der Diskussion mit den Bürgern standen die Ostumgehung und
der Verkehr im Mittelpunkt des Interesses. Obwohl Rolf Kersting daran
erinnerte, dass die Ostumgehung lange beschlossen und der Auftakt dazu
endlich Ende des Jahres zu erwarten ist.
Kritisch hinterfragt wurde von den Bürgern auch, warum der Rat
offenbar die Kostensteigerungen bei Bauvorhaben nicht im Griff hat,
etwa bei der Fußgängerbrücke oder auch dem neuen
Marktplatz. Friedhelm Klemp räumte selbstkritisch ein, dass es
vielleicht ganz gut wäre, häufiger auch externen Sachverstand
hinzuzuziehen. Ansonsten verwiesen die Fraktionssprecher darauf, dass
es durchaus auch umgekehrte Beispiele gib: Nur würden Vorhaben,
die am Ende preiswerter geworden sind, nicht so in der
Öffentlichkeit wahrgenommen.
Das Thema, das von den Anwesenden gestern am häufigsten
angesprochen wurde, waren jedoch die Saatkrähen in den Bäumen
vor der Liebfrauenkirche. Doch ausgerechnet hier mussten die
Lokalpolitiker passen: Die Vögel stehen unter Naturschutz. Und der
ist Landesgesetz.
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