Zweifel, ob ein neues System die Kosten senken kann

        Von Gabriele Hoffmann

HOLZWICKEDE • Rund 3,5 Millionen Euro jährlich für Jugend- und Familienarbeit zahlt die Gemeinde über die differenzierte Kreisumlage an den Kreis Unna und kauft sich damit ein dickes Leistungspaket des Kreisjugendamtes ein.

Die Notwendigkeit, ein Jugendamt für Holzwickede, Fröndenberg und Bönen vorzuhalten, hat der CDU-Landratskandidat, Wilhelm Jasperneite, öffentlich angezweifelt (wir berichteten).
„Das entspricht auch unserer Vorstellung“, sagte dazu gestern CDU-Fraktionsvorsitzender Rolf Kersting. „Man kann darüber nachdenken, ob es günstiger geht“, meinte SPD-Fraktionschef Michael Klimziak. Aber den Fachbereich Jugend und Familie auflösen – das ist für ihn undenkbar. Auch Bürgermeister Jenz Rother reagierte verständnislos auf diesen Sparvorschlag der Kreis-CDU.
Der Kreis Unna ist Träger der Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde Holzwickede. Die Förderung von Kindertageseinrichtungen, die Betreuung der unterdreijährigen Kinder und der Treffpunkt Villa mit seinem Freizeitangebot für die sind die Aufgaben, die von der Bevölkerung am meisten wahrgenommen werden.
Daneben gibt es weitaus mehr Pflichtaufgaben, die abseits der Öffentlichkeit geleistet werden. Zu den Schwerpunkten des Fachbereichs gehören zum Beispiel die Jugendgerichtshilfe, die psychologische Beratungsstelle, der Pflegekinderdienst, die Adoptionsvermittlungsstelle, die Betreuungsstelle, der Allgemeine Soziale Dienst, Trennungs- und Scheidungsberatung, Unterhaltsvorschuss, der Pflegekinderdienst und mehr.
85 Voll- und Teilzeitkräfte sind in dem Fachbereich für drei Kommunen zuständig.
„Es läuft optimal“, lobt Klimziak die Arbeit. Dass die Kreis-CDU dieses System jetzt infrage stellt und die Auflösung des Fachbereichs vorschlägt, hält er für eine „wilde Forderung ohne fundiertes Wissen“.
Rother und Klimziak sind sich einig in der Einschätzung, dass die Gemeinde die Aufgaben nicht alleine und schon gar nicht billiger leisten kann. Das habe auch die Gemeindeprüfungsanstalt ermittelt. Rother wundert sich, dass Jasperneite ausgerechnet da sparen will, wo der Kreis gar nichts einsparen kann.
Rolf Kersting hingegen stellt die „enormen Kosten“ für das Jugendamt in den Vordergrund und ist überzeugt, dass es ohne Kreis billiger wird. Eine Kooperation mit einer anderen Gemeinde könne sich die Holzwickeder CDU vorstellen. Dass die kleine Emschergemeinde die Jugendhilfe nicht alleine stemmen kann, sieht auch die CDU. Aber eine Dezentralisierung und Verlagerung auf die Kommunen, wäre nach dem Geschmack der Christdemokraten.
Kämmerer Rudi Grümme plant für 2009 mit 3 487 100 Euro, schließt Veränderungen aber nicht aus. Im Vorjahr zahlte Holzwickede 3 420 000 Euro differenzierte Kreisumlage. Auch Grümme hat Zweifel, ob die Jugendarbeit billiger zu haben ist.
Die von der CDU kritisierte Kostensteigerung im Bereich Familie und Jugend ist laut Fachbereichsleiter Friedrich-Wilhelm Rebbe vor allem eine Folge des neuen Kinderbildungsgesetzes, für das 1,4 Millionen Euro mehr ausgegeben werden müssen.


Bildunterschrift unter einer Fotomontage zum Spielplatz auf der Neuen Caroline: Das Spielplatzprojekt Neue Caroline ist ein Beispiel für die Kooperation zwischen Kreisjugendamt und Gemeinde Holzwickede. Neben dem Treffpunkt Villa wird eine freizeitpädagogische Attraktion mit ortsgeschichtlichem Anstrich entstehen.

Kooperation vor Ort

Aktuelles Großprojekt in Kooperation zwischen Gemeinde und Kreis ist der Treffpunkt Villa. Dort soll wie bereits ausführlich berichtet ein Themenspielplatz mit Bezug auf die ehemalige Zeche Caroline und die Holzwickeder Bergbaugeschichte entstehen.
Der öffentliche Spielplatz wird 240 000 bis 250 000 Euro kosten. Der Kreis Unna trägt davon die Hälfte. Das Einzugsgebiet der Anlage wird weit über das Neubaugebiet und das Jugendzentrum hinausgehen. Außerdem lässt sich der Kreis mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst im Neubaugebiet nieder und schafft dort eine zentrale Anlaufstelle für die Holzwickeder.  •ho