aus Hellweger Anzeiger: Mittwoch, 02. September
2009
Bunte Varianten für wechselnde
Mehrheiten
Rot-Grün gegen Beigeordneten –
Rot-Schwarz Bollwerk gegen die
Kleinen
Von Gabriele
Hoffmann
HOLZWICKEDE • Wer
mit wem, das bleibt die spannende Frage bei künftigen
Ratsentscheidungen.
Heute stellt der Wahlausschuss das amtliche Ergebnis der Wahlen vom
Sonntag fest. Damit können die Vorbereitungen für die neue
Legislaturperiode offiziell beginnen. Ursachenforschung wird die
nächsten Tage bei CDU und Bürgerblock bestimmen. Beide
Fraktionen haben Sitze im Rat verloren. Die Grünen und die FDP
sind erstarkt.
Das hält die Suche nach Mehrheiten offen. Was sich bereits seit
Monaten andeutete, wird nach der Wahl offen ausgesprochen. Nicht nur
die Grünen halten einen Beigeordneten bekanntlich für
überflüssig. Auch die SPD gibt es nun zu. Die
Stellenausschreibung war immer wieder hinausgezögert worden.
„Wir wollen unser Wahlversprechen einlösen“, kündigt
SPD-Fraktionschef Michael Klimziak an und meint damit die
Schulsozialarbeiterstelle für die vier Grundschulen. Die
möchten die Genossen mit dem beim Beigeordneten eingesparten Geld
finanzieren. „Und dann bleibt noch was übrig.“
Welchen Aufgabenbereich sollte ein Erster Beigeordneter im Holzwickeder
Rathaus bekommen? Die Frage lässt sich für SPD und Grüne
nicht mehr beantworten, seit der Kämmererposten besetzt ist. Und
beide zusammen haben mit Rothers Stimme die Mehrheit (21) im Rat.
Zu anderen Themen sind andere Mehrheiten gefragt. SPD und CDU zusammen
freilich sind trotz der Verluste im christdemokratischen Lager eine
feste Burg (24 Stimmen), gegen die die kleinen Fraktionen in der
Vergangenheit schon gemeinsam, aber vergeblich, angerannt sind. SPD und
FDP kämen ebenfalls auf eine Mehrheit, die CDU müsste mehrere
Partner ins Boot holen, um gegen die SPD mehrheitsfähig zu sein.
Im übrigen haben im neuen Rat die Alten (was nicht
zwangsläufig Lebensjahre bedeutet) wieder das Sagen. Denn bis auf
die runderneuerte „jungeliste“ haben alle Fraktionsvorsitzenden schon
ihre Wünsche/Ansprüche auf die Chefpositionen angemeldet.
Bei der JL ist noch offen, ob Edda Röther oder Beate Redder als
Vorsitzende auftreten werden. Michael Klimziak (SPD) geht davon aus,
dass er seinen Posten behält und Monika Mölle
stellvertretende Bürgermeisterin bleibt.
Rolf Kersting (CDU) will sich bewerben. Als zweitstärkste Fraktion
meldet die CDU außerdem Ansprüche für den
stellvertretenden Bürgermeister an. Rother-Herausforderer Frank
Lausmann steht trotz der Wahlschlappe zur Verfügung. Die CDU gibt
sich kämpferisch. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben
beste Politik gemacht“, sagt Kersting. Wie bisher will er um
Mitstreiter für CDU-Ideen ringen.
Die FDP hat Montagabend in ihrer Fraktionssitzung mit der Wahlanalyse
begonnen. Zwei Sitze mehr im Rat gibt den Liberalen Aufwind. „Weitere
wichtige Sachthemen“ seien in Vorbereitung. Mehr wollte Jochen Hake
noch nicht sagen. Fraktionsvorsitzender dürfte er, der als
Spitzenkandidat der Partei zu einem Stimmenzuwachs von 4,5 Prozent
verholfen hat, wohl bleiben. Am Sonntag haben die Liberalen das bisher
beste Ergebnis in Holzwickede eingefahren.
Heinrich Schlinkmann sieht trotz verlorener Bürgermeisterwahl
„keinen Grund zum Trübsal blasen“. Er will weitermachen mit der
„realen Politik“. Oberstes Ziel für ihn ist, den Haushalt zu
ordnen. Für den Fraktionsvorsitz würde er sich „nicht
verweigern“. Ein Ratsmandat zu verlieren, sei nach 20 Jahren Erfolg
„enttäuschend, aber keine Niederlage“.
Über die Besetzungen der Ausschüsse wird in den nächsten
Wochen unter Beachtung der verschobenen Mehrheiten zu reden sein.
Für die Grünen hat Friedhelm Klemp bereits Anspruch auf den
Umweltausschuss angemeldet. Ein Sitz mehr im Rat und das beste
grüne Kreisergebnis sind für die Umweltpolitiker Antrieb. Den
Vorsitz im Fachausschuss hätten sie gerne, „um mehr bewegen zu
können“, sagte Klemp. Er möchte Fraktionschef bleiben.
Bildunterschrift
unter einem Foto von Bürgermeister Jenz Rother im Forum vor der
Leinwand mit dem Bürgermeisterwahl-Ergebnis: Wahlsieger Jenz
Rother hat wiederum ein deutliches besseres Ergebnis als die Partei
eingefahren. Mit 40,2 Prozent ist die SPD zwar stärkste Fraktion
aber eben ohne absolute Mehrheit. Die Politik der wechselnden
Mehrheiten wird die Ratsarbeit auch weiterhin spannend machen.
Bildunterschrift
unter einem Foto von Rolf Kersting und Jenz Rother: Zwei rote Krawatten
- eine mit schwarzen Streifen - auf der Suche nach Mehrheiten im neuen
Rat.
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