aus Hellweger Anzeiger: Samstag, 12. Dezember
2009
Emschergemeinde
steht
harter Sparkurs bevor
Haushaltssicherungskonzept
schon 2010 – 6,4 Mio Euro Rekord-Defizit
Von
Jennifer
Freyth
HOLZWICKEDE • Die
finanzielle Lage in Holzwickede ist so schlecht wie nie: Schon im
kommenden Jahr muss die Emschergemeinde in die Haushaltssicherung - ein
Jahr früher als erwartet.
Es könnte keinen schlechteren Zeitpunkt für einen neuen
Kämmerer geben, hatte Rudi Grümme genau vor einem Jahr in
seiner ersten Haushaltsrede dem Gemeinderat gesagt. „Es gibt ihn“,
sagte er jetzt, als er den Ratsmitgliedern den Etatentwurf für
2010 vorstellte.
Die Krise habe alle Bereiche der Gesellschaft erfasst, das spiegele
sich im Holzwickeder Haushalt wider. Da können selbst die guten
Gewerbesteuereinnahmen aus 2008 das Ruder nicht mehr herumreißen:
1,2 Millionen Euro mehr als erwartet bekommt die Gemeinde. Und auch
für 2009 gibt es wohl rund 800000 Euro Mehreinnahmen, als der
Kämmerer zunächst veranschlagt hatte.
Trotzdem: Unterm Strich bleibt ein Defizit in Höhe von 6,4
Millionen Euro. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es „nur“ 2,7
Millionen Euro. Ausgleichen kann das nur teilweise die
Ausgleichsrücklage. Sie wird 2010 aufgebraucht sein, die Gemeinde
muss dann an die Allgemeine Rücklage. Weil nur fünf Prozent
Verbrauch pro Jahr erlaubt sind, die Gemeinde aber mehr als zwölf
Prozent des Eigenkapital „anknabbert“, kommt sie um ein
Haushaltssicherungskonzept nicht mehr herum.
Wenig tröstlich ist, dass die Gemeinde selbst nur den geringsten
Teil des 6,4 Millionen Euro schweren Defizits zu verschulden hat: Fast
3,8 Millionen Euro Mindereinnahmen sind auf die Krise
zurückzuführen. Im Detail: Es fließen knapp 1,4
Millionen Euro weniger Einkommenssteuer, 22530 Euro weniger
Umsatzsteuer und knapp 1,6 Euro weniger Schlüsselzuweisungen vom
Land in die Gemeindekasse. Die Schlüsselzuweisungen sind im
Vergleich zum Vorjahr um rund 54 Prozent gesunken.
Dazu kommt eine Mehrbelastung: Die Kreisumlagen schlagen im Haushalt
2010 mit insgesamt 1,78 Millionen Euro zu Buche. Von 2003 bis 2010 sind
die Kreisumlagen damit um fast 75 Prozent gestiegen.
Zusammen macht das ein Minus von 5,6 Millionen Euro. „Eine Zahl, die
wir nicht zu vertreten haben, da müssen Land und Bund helfen“,
sagte Grümme. Hilfe kommt aber nicht. Also bleibt der Gemeinde nur
zu hoffen, dass bald wieder konjunkturell bessere Zeiten kommen. Und
natürlich: zu sparen. 5,8 Millionen Euro muss die Gemeinde
ausgleichen – irgendwie. „Wir müssen uns auf das absolut
Notwendigste konzentrieren“, so der Kämmerer. Das heißt: die
Weiterführung des Konjunkturpaketes II, die Errichtung der Mensa
am Schulzentrum und der Durchstich an der „P&R“-Anlage. Die
Fraktionen, die Anfang des neuen Jahres in die Klausur gehen werden,
mahnte Grümme zu einem harten Sparkurs an.
„Es darf keine Tabu-Themen geben“, sagte er. Es müsse die
Erhöhung von Steuern, die Erhebung von Gebühren
überprüft, die Personalausgaben, die
Unterhaltungsmaßnahmen und die freiwilligen Leistungen
gekürzt werden. Sein ehrgeiziges Ziel: bis 2013 wieder
ausgeglichen zu sein. „Schaffen wir das nicht, bekommen wir einen
Nothaushalt“, so Grümme. Und das will der Kämmerer tunlichst
verhindern.
Reaktionen der
Fraktionen
CDU:
„Gürtel enger schnallen bis zur Wespentaille“
Einen
verantwortungsvollen und behutsamen Umgang mit den Finanzen versprachen
alle Fraktionen, nachdem Kämmerer Rudi Grümme den
ernüchternden Etatentwurf für 2010 vorgestellt hatte.
„Eine erschreckende Botschaft“, kommentierte SPD-Fraktionschef Michael
Klimziak und kritisierte die Neuverschuldung auf Bundesebene durch
Steuererleichterungen für die Bürger.
„Wir müssen den Gürtel enger schnallen bis zur Wespentaille“,
sagte CDU-Fraktionssprecher Rolf Kersting. Heinrich Schlinkmann,
Fraktionschef des Bürgerblocks hatte mit einer solchen Entwicklung
gerechnet. „Wir können nur hoffen, dass es nicht allzu schmerzlich
wird.“
„Wir müssen sparen, wo es am wenigsten den Bürger betrifft“,
kommentierte der Vorsitzende der FDP-Fraktion, Jochen Hake. Friedhelm
Klemp von den Grünen möchte den „Karren gemeinsam aus dem
Dreck ziehen“. An den freiwilligen Leistungen wollen die Grünen
nicht sparen. „Das humane Gefühl in der Gemeinde ist uns wichtig“.
Die Junge Liste ist trotz der ernüchternden Zahlen
zuversichtlich. • jef
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