aus Hellweger Anzeiger: Dienstag, 27. Mai 2008
1,8
Millionen machen den Bahnhof auch nicht schöner
Wunschliste der CDU trifft auf die
Realität der Bahnkalkulation
Von Sebastian Smulka
HOLZWICKEDE • 1,8
Millionen Euro für den Bahnhof - diese Summe
weckt Begehrlichkeiten. Doch wo die Bahn baut, reicht das Geld nicht
halb so weit wie erhofft.
Während die CDU mit einem neuen Positionspapier nun eine Art
Wunschliste aufstellt, klärte der Zweckverband Ruhr-Lippe (ZRL) in
Unna gestern darüber auf, wofür die 1,82 Millionen Euro vom
Land eigentlich genau verwendet werden sollen. Um es kurz zu fassen:
Die Wunschliste der Union ist fünfmal so lang wie die Projektliste
der Bahn.
Während der CDU-Fraktionsvorsitzende Rolf Kersting am Wochenende
einen zehn Punkte umfassenden Forderungskatalog verfasst hat, stehen
auf der Auftragsliste der Bahn nur zwei Punkte: Eine neue Beleuchtung
und der behindertengerechte Zugang zum Südbahnsteig.
Damit die Züge in Richtung Hamm und Hagen auch für
Rollstuhlfahrer erreichbar werden, will die Bahn eine Rampe vom
Hauptplatz des Bahnhofes in die Fußgängerunterführung
und in dieser wiederum einen Aufzug zum Bahnsteig bauen. Das war's, was
die Bahn laut ZRL-Chef Burkhard Bastisch für die Millionensumme
aus der vom Land finanzierten Modernisierungoffensive (Moff)
modernisieren kann.
Verglichen damit wirken Kerstings Vorschläge regelrecht opulent.
Unter anderem regt der Ratsherr an, auch die Bahnsteige besser an den
Gleiskörper anzupassen, damit behinderte oder ältere Menschen
leichter in den Zug kommen können. Die Forderung der CDU, die den
Bahnhof am stärksten verändern würde, ist die nach einer
Schließung der heutigen Hauptzufahrt aus der Unterführung
heraus.
Sie wäre dann möglich, wenn es zusätzlich zum
bestehenden Zugang von der Bahnhofsüaße her auch noch einen
Durchstich zur Stehfenstraße samt Park-and-Ride-Anlage auf der
Nordseite gibt. Zumindest dafür gilt die Finanzierung zurzeit als
gesichert: Sie steht für die Jahre 2009 und 2010 im Finanzplan der
Gemeinde.
Bildunterschrift
unter einem Foto vom Treppenaufgang "Bahnsteig Richtung Dortmund":
Keine würdige Visitenkarte: Der schmuddelige Durchgang zum
Parkplatz bildet einen enormen Kontrast zur glänzenden Stahl- und
Glas-Optik des Dortmunder Flughafens, für den der Bahnhof
Zubringerfunktion hat.
Bildunterschrift
unter einem Foto eines vom Bahnhof in die Nordstraßen
einbiegenden Busses: Die bei Busfahrern unbeliebte Zufahrt zum Bahnhof
könnte aus Sicht der CDU aufgegeben werden, wenn es den zweiten
Fußgängertunnel gibt.
Kosmetik
à la Deutsche Bahn
Etwas „Kosmetik"
betrieb die Bahn zuletzt bereits im März. Im Rahmen eines
„Sofortprogramms" bekam der Südbahnsteig neue Bänke und
Fahrplanschaukästen sowie ein paar neue Schilder. In Aussicht
gestellt wurde seinerzeit auch die Erneuerung der unfreundlichen
Treppenaufgänge im Laufe des Jahres - wobei kein Termin genannt
werden konnte.
Bildunterschrift
unter einem Foto zweier Bahnarbeiter: „Sofortprogramm." im März:
Neue Schaukästen und Bänke für den Südbahnsteig.
Verschmutzt
und stinkend
CDU stellt
Zehn-Punkte-Papier für den Bahnhof auf
Für die CDU
ist der Bahnhof heute keine würdige Visitenkarte der Gemeinde,
sondern ein „verschmutztes, stinkendes und verschmiertes Objekt". Zehn
Forderungen bringt sie in die Debatte um die Bahnhofsmodernisierung ein:
- Anpassung
der Bahnsteige an die Gleiskörper für leichteres Ein- und
Aussteigen.
- Ausreichend
dimensionierter, heller, sauberer und funktionierender Wetterschutz.
- Funktionierende
Fahrkartenautomaten.
- Eine
zumindest stundenweise besetzte Auskunft mit Fahrkartenverkauf.
- Behindertengerechte
Zugänge zu allen Bahnsteigen.
- Fußgängertunnel
zur Stehfenstraße.
- Park-and-Ride-Anlage
an der Stehfenstraße.
- Prüfen,
ob Zufahrt aus der Unterführung nach dem Durchstich zur
Stehfenstraße noch erforderlich ist.
- Separate
Einrichtungen des Flughafens würden von der CDU geduldet.
- Ansprechende
Optik, Sauberkeit.
Bildunterschrift
unter einem Foto eines aus Dortmund kommenden, vor der Treppe,
haltenden Zug: Marode Treppen, zu niedrige Bahnsteige - die CDU findet
eine ganze Reihe von Kritikpunkten am Holzwickeder Bahnhof.
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