aus Westfälische Rundschau: Samstag, 02.
September 2006
Der
Knöllchen-Konflikt im Norden
von Peter Gräber
Holzwickede. Die neue Parkregelung im Norden der
Gemeinde bringt die Anlieger auf die Palme und hält die
Mitarbeiter des
Ordnungsamtes in Atem: "Bei uns häufen sich die Beschwerden und
Einsprüche", bestätigt Carsten Diete, Leiter des
Bürgerbüros. "Es
vergeht kaum ein Tag, an dem unsere Politessen nicht den Ärger der
Betroffenen vor Ort ausbaden müssen."
Auf Drängen der Ratsvertreter aus dem Norden um Frank Lausmann
(CDU) und Erich Stock (FDP) hatte der Rat beschlossen,
gebührenpflichtige Parkausweise für die Anwohner im Norden
einzuführen. Nur noch die Inhaber dieser Ausweise, die beim Kreis
beantragt werden können, dürfen an der Nordstraße und
Chaussee unbegrenzt parken. Für alle anderen Parker gilt eine
zeitliche Begrenzung. Die Gemeinde führte die Regelung ein, um
Dauerparker zu verhindern, die vom Flughafen abfliegen und ihre Pkw
tagelang im öffentlichen Verkehrsraum abstellen statt den
gebührenpflichtigen Airport-Parkplatz zu nutzen. Zwar hatten die
Verkehrsexperten des Kreises vor der Einführung einer solchen
restriktiven Parkzeitregelung mit Anwohnerausweisen ausdrücklich
gewarnt: Die Flughafenparker seien so nicht zu verhindern, der
Ärger mit den Anwohner aber abzusehen.
Doch die Fraktionen warfen diese Bedenken über Bord und
beschlossen bei nur drei Gegenstimmen (Grüne und Bürgerblock)
die Regelung trotzdem. Ausbaden müssen das jetzt die Politessen
der Gemeinde und das Ordnungsamt, wo "täglich Beschwerden
eingehen, telefonisch oder mündlich vor Ort", bestätigt
Carsten Diete. Auch mehrere Ortstermine hat es schon gegeben,
pikanterweise auch bei Erich Stock (FDP), der vehementer
Befürworter der neuen Parkregelung war. Hauptproblem der Anwohner
an Nordstraße und Chausseer: Es gibt nur einen Parkausweis und
auch nur für ein Fahrzeug. Wohin aber mit dem Zweit- oder
Dienstwagen oder dem Auto des Besuchs, wenn Parkplätze knapp sind?
Werden die Autos in die Einfahrten gequetscht, gibt es unvermeidlich
ein "Knöllchen". Diete: "Dann rufen die Leute anschließend
hier wütend an und beschweren sich: Sie hätten doch schon
immer so in ihrer Einfahrt geparkt."
Bei genauer Überprüfung stellt sich meist aber heraus: Es
wurde eine öffentliche Fläche, z.B. der Gehweg, mitbenutzt
oder gar blockiert. "Wir haben keine andere Möglichkeit, als die
neue Regelung umzusetzen und einen Strafzettel zu schreiben",
versichert Diete. "Schließlich können wir nicht für
ganze Straßenzüge ein Auge zudrücken oder nur
Auswärtige bestrafen." Ärgerlich: Die Flughafen-Parker, die
man eigentlich treffen wollte, gibt es immer noch: Sie weichen in die
Seitenstraßen aus.
Bildunterschrift
unter einem Foto eines "Autos mit Knöllchen" an der
Nordstraße: Der Schein trügt: Parkplätze sind im Norden
der Gemeinde knapp geworden - auch für die Anwohner.
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