aus Westfälische Rundschau: Mittwoch, 26.
Juli 2006
"Beinahe" der
letzte Gründungsvater
Von Daniela
Thamm
Holzwickede. Er ist ein Mann der ersten
Stunde - und ein bisschen so etwas, wie der letzte lebende
"Gründungsvater". Auch, wenn Alois Nachtweih in der Geburtsstunde
der Holzwickeder CDU streng genommen noch gar nicht in der
Emschergemeinde angekommen war.
Damals, vor 60 Jahren, fand die Gründung
der neuen Partei ohne ihn statt. Der heute 90-Jährige lebte noch
in Fröndenberg, zog erst vier Jahre später in seine jetzige
Heimatgemeinde. Doch seine Mitgliedschaft in der Union ist so alt, wie
die Holzwickeder Partei selbst. Seit 1946 ist Nachtweih Christdemokrat
mit Leib und Seele. Ein Leben ohne politisches Engagement war für
ihn nie denkbar. "Wir waren schon immer eine politische Familie",
erklärt er. "Nach dem Krieg mussten wir wieder etwas aufbauen. Ich
wollte etwas verändern."
Nachtweih beherzigte dieses Vorhaben in jeder Hinsicht. Schon
während er noch in Fröndenberg lebte, hatte er regen Kontakt
in die Emschergemeinde. 1950 eröffnete der Elektromeister mit
Ehefrau Karola an der Hauptstraße sein erstes
Haushaltswaren-Geschäft. 1964 bezog er sein endgültiges
Domizil in der Stehfenstraße - noch heute ist das Unternehmen
eine Institution in Holzwickede.
Ebenso wie Nachtweih selbst. Denn er begnügte sich auch politisch
nicht mit der Rolle des Zuschauers, er packte mit an. Schon kurz
nachdem er in die Holzwickeder CDU gewechselt war, übernahm er
erste Ämter, war 13 Jahre lang Ratsmitglied und wurde in den 60er
Jahren zum 2. Vorsitzenden gewählt. Seinen größten
Erfolg sieht er jedoch woanders: Im Anwerben von mehr als 50 neuen
Mitgliedern. Wie er das geschafft hat? "Ich hab den Menschen
erklärt, dass es ohne Politik nicht geht", sagt das CDU-Urgestein
- und schmunzelt. Hartnäckig sei er gewesen, habe immer wieder
nachgehakt. "Einen Aufnahmeantrag hatte ich stets dabei."
Unterschrieben wurde der dann meist in lockerer Runde - in der
Gaststätte.
Denn auch die Geselligkeit gehörte für ihn zum Parteileben
hinzu. "Ich habe in der CDU gute Freunde gefunden", blickt der
90-Jährige zurück. Viele von ihnen - wie
Gründungsmitglied Erich Brune - sind inzwischen verstorben. Doch
"seine" CDU, das weiß Nachtweih, wird weiterleben.
"Vorausgesetzt, die Jugend beschäftigt sich wieder mehr mit der
Politik."
|
Er ist von allen - noch lebenden -
Mitgliedern der CDU Holzwickede am längsten dabei: Alois Nachtweih
(l.) engagiert sich seit 60 Jahren in der Union. Zu diesem
Jubiläum und seinen Verdiensten für die örtliche Partei
gratulierte ihm der Vorsitzende Frank Lausmann.
(Bild: Henryk Brock) |
HINTERGRUND
Gründung
am 7. März 1946
Nach der
Gründung der CDU Holzwickede am 7. März 1946 fand bereits am
24. März die erste öffentliche Versammlung in der
Gaststätte Herkelmann (heute Bambus-Garten) statt.
Noch heute
existiert das original Protokollbuch aus der Gründungszeit. Die
schwarze Kladde wird momentan vom Vorsitzenden Frank Lausmann
aufbewahrt. Der ehemalige Vorsitzende Erich Brune übersetzte das
in Altdeutsch verfasste Buch.
Zum ersten 1.
Vorsitzenden der neuen Partei wurde Rektor Karl Tillmann gewählt.
Er übte - mit einer kurzen Unterbrechung - das Amt von 1946 bis
1951 aus.
Bei der
Kommunalwahl am 15. September 1946 holte die CDU mehr Stimmen als SPD
und KPD zusammen und stellte mit Theodor Rieke den ersten
Bürgermeister in der Emschergemeinde.
Das letzte "echte"
Gründungsmitglied Erich Brune verstarb vor wenigen Monaten. Er war
von 1963 bis 1972 Vorsitzender der örtlichen Partei.
Eine feierliche
Mitgliederversammlung ist für den 22. September geplant.
FAMILIENFEST
CDU feiert am
Markt
Die CDU
Holzwickede feiert ihr Jubiläum am Samstag, 29. Juli, ab 15 Uhr
mit einem Familienfest auf dem neuen Marktplatz.
Für die "Großen" gibt es Jazz mit den "Old-Dixie-Friends".
Die Kinder feiern mit Clown "Pompitz", Karussell, Hüpfburg und
Luftballonwettbewerb mit tollen Preisen (u.a. ein Rundflug über
Holzwickede und eine Geburtstagsfeier in der Kinderaktionshalle).
Um 16 Uhr kommt außerdem ein Eiswagen. Die ersten 100 Kinder
erhalten ein Gratiseis.
|