aus Hellweger Anzeiger: Samstag, 15. Mai 2004
Votum für
halbanonyme Urnengräber
Hauptausschuss
bringt neuen Bestattungsritus auf den Weg
Von Sebastian Smulka
Holzwickede • Ein Andenken, aber
keine Arbeit hinterlassen – die
Bestattung auf einem halbanonymen Urnengrabfeld soll es bald
ermöglichen.
Der Hauptausschuss der Gemeinde sprach sich jetzt einstimmig für
die neue Bestattungsform auf dem Holzwickeder Friedhof aus. Und
wenigstens in seinen Eckpunkten beschloss er auch ein Konzept
dafür: Auf dem Friedhof soll es einen Bereich geben, in dem Urnen
beigesetzt werden können, ohne dass die entsprechende Grabstelle
durch einen Gedenkstein gekennzeichnet würde. Stattdessen bekommt
das Grabfeld eine sehr pflegeleichte Oberfläche – vielleicht
einfachen Rasen.
Damit Angehörige aber einen Ort haben, an dem sie trauern
können, soll neben dem Grabfeld eine Steinstele errichtet werden,
auf der die Namenszüge der Verstorbenen angebracht werden. Diese
Lösung gilt als Kompromiss zwischen den oft unterschiedlichen
Vorstellungen darüber, wie die Zeit nach dem Tod eines geliebten
Menschen aussehen soll. Manche, die sich mit dem eigenen Tod
beschäftigen, wollen möglichst spurlos aus dem Leben gehen,
um den Angehörigen keine Grabpflege aufzubürden –
während gerade die Hinterbliebenen einen festen Anlaufpunkt
verlangen.
Wie dieser Anlaufpunkt in Holzwickede aussehen könnte, zeigt ein
Entwurf des hiesigen Steinmetzes Arnold Düllberg (siehe Foto). Auf
der 1,80 Meter hohen Granit-Stele würden für maximal 112
Verstorbene Tafeln mit ihren Namen sowie dem Geburts- und dem
Sterbejahr Platz finden.
Ob dieser Entwurf am Ende den Zuschlag erhält, ist allerdings
ungewiss. Während der Hauptausschuss das Konzept der halbanonymen
Grabfelder selbst einstimmig billigte, erschien den Mitgliedern das
Angebot Düllbergs als zu teuer. Er veranschlagte fast 11600 Euro
für den Gedenkstein und 570 Euro für jede der in Bronzeguss
gefertigten Namenstafeln. Das schien vor allem dem CDU-Ratsherren
Heinz-Dieter Düber übertrieben: Der ehemalige Steinmetz hatte
seinerseits ein zweites Angebot eingeholt, in dem der Stein 3000 Euro
billiger sei und eine Bronzetafel mit 20 Zeichen nur 340 Euro koste.
Die Verwaltung sagte daraufhin zu, das Angebot zu prüfen.
Bildunterschrift:
Der Entwurf des Holzwickeder Steinmetzmeisters Arnold
Düllberg. |