aus Hellweger Anzeiger, Donnerstag, 01. April 2004
Kompromiss
für Bauen in Hengsen
Gemeinde
ändert Nutzungsplan, wenn Antragsteller Gutachten zahlen
Von Sebastian Smulka
Hengsen •
Überraschender Erfolg für die bauwilligen Anwohner in
Hengsen-West: Die Verwaltung soll nun die ersten Planungsschritte
einleiten, nach denen das Gartenland an der Weststraße zu Bauland
für die “Kinder“ der derzeitigen Anlieger umgewandelt werden kann.
Einzige Bedingung: Die Antragsteller müssen die Gutachterkosten
für Lärm- und Funkwellenbelastung tragen.
Bereits seit Anfang der 90er Jahre gibt es Bestrebungen der Anlieger,
die Freifläche im Bereich der Weststraße als Bauland
für ihre Nachfahren zu nutzen. Der nicht unumstrittene Beschluss
des Planungsausschusses brachte nun den Durchbruch: Die Verwaltung soll
die Änderung des Flächennutzungsplanes vorbereiten und den
Ausschüssen erneut zur Abstimmung vorlegen, sofern die
Antragsteller die Gutachterkosten übernehmen. Diese dürften
noch einigermaßen gering ausfallen. Einer “groben Schätzung“
zufolge würde das Lärmgutachten bei drei- bis viertausend
Euro liegen, sagte Fachbereichsleiter Jens Schmiedgen gestern. Mit
Funkwellengutachten habe er noch keine Erfahrung.
Das Ja-Wort des Planungsausschusses kam überraschend, weil die
Verwaltungsvorlage noch dezidiert auf die Probleme in dem Bereich
hinwies: Die Lärmbelastung der Autobahn mache passiven
Lärmschutz an den Gebäuden erforderlich. Vermutlich
müssten spezielle Schallschutzfenster eingebaut und die
Häuser so entworfen werden, dass Schlaf- und Wohnräume auf
der autobahnabgewandten Seite liegen. Völlig ungewiss sei die
Belastung, die von dem Mobilfunkmasten an der Weststraße ausgeht.
Dass sich der Ausschuss am Ende mehrheitlich für die bauwilligen
Antragsteller aussprach, lag vor allem darin, dass diese entsprechende
Auflagen zur Kenntnis nehmen und akzeptieren müssten. “Sicher ist
es da laut“, sagte der CDU-Ratsherr Frank Markowski. “Aber sie bauen
dort in dem Bewusstsein, dass es dort laut ist.“
Junge Liste, FDP und Grüne führten allerdings Bedenken an,
weil Baugenehmigungen eben nicht allein nach dem Willen der
Antragsteller vergeben werden dürften. Friedhelm Klemp stimmte
für die Grünen gar gegen den Vorschlag, weil ähnliche
Anträge für Außenbereichslagen in Opherdicke zuvor
glatt abgelehnt wurden. Die Junge Liste enthielt sich, weil sie sich
nicht habe entscheiden können und FDP-Mann Erich Stock durfte
nicht mit abstimmen – weil ihn der Rat heute erst als vollwertiges
Ausschussmitglied bestätigen muss.
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