aus: Hellweger Anzeiger, Donnerstag, 13. November 2003

Von Sebastian Smulka

Lärmpegel überall unter den Tages-Grenzwerten

A 44: Landesbetrieb verspricht deutliche Ergebnisse - Zeitplan unklar

HOLZWICKEDE • Die Lärmschutzmaßnahme an der A44 nimmt für die Anwohner Gestalt an. Der Landesbetrieb Straßenbau stellte das Vorhaben auf der Bürgerinformation am Dienstagabend vor und beseitigte dabei einige Befürchtungen, die zuvor im Raum standen.
So sollen die privaten Grundstücke der Anwohner unangetastet bleiben. Einzig im Bereich westlich der Bismarckstraße muss ein Streifen Ackerland genutzt werden, der zum Gehöft Oesingmann gehört. In diesem Bereich seien auch die einzigen größeren Baumfällaktionen zu erwarten. Der Grünstreifen vor der Danziger Straße bleibt aber bestehen.
Insgesamt reicht die Schallschutzmauer vom Feldweg, der auf die Chaussee führt, bis zur Bachstraße. Die Schutzwand ist zunächst nur für die Südseite geplant, da die Autobahn bei einem Ausbau auf sechs Spuren nach Norden hin verbreitert würde. Die Oberkante der Mauer wird entlang der eigentlichen Autobahnspur sechs Meter über der Straße liegen und an den Ausfahrten, wo langsamer gefahren wird, zwischen 2,50 und drei Metern.
Berechnungen des Landesbetriebs Straßenbau sagen voraus, dass der Schallpegel bereits unmittelbar hinter den Mauern unter dem Grenzwert von 59 dB(A) liegen soll – jetzt liege er zwischen 69 und 64. Dieser Unterschied sei ein gewaltiger Wert, wie Jürgen Farwick, stellvertretender Niederlassungsleiter des Landesbetriebs in Hagen, erklärte: “Drei dB(A) weniger entsprechen einer Halbierung des Verkehrsaufkommens.“
Niederlassungsleiter Dirk Griepenburg versprach den gut hundert Anwesenden in der Nordschule, dass der Grenzwert für tagsüber in ganz Holzwickede unterschritten würde, wenn die Mauer steht. Der Grenzwert für die Nacht – er liegt nochmals zehn dB(A) tiefer bei 49 – könne vermutlich in manchen Fällen nur durch den “passiven“ Lärmschutz erreicht werden. Im Falle eines Ausbaus der Autobahn hätten Betroffene dann zum Beispiel Anspruch auf den Einbau spezieller Schallschutzfenster.
Die Pläne des Landesbetriebes wurden von den Anwesenden überwiegend positiv aufgenommen, jedoch gab es auch Kritik an Details. Einige fragten, ob man sich mit so einer Wand nicht “ein Kuckucksei einfängt“, denn die hohen Wände könnten zwar den Schall der Autobahn dämmen, andererseits auch den aus der Nordstraße in die Wohnviertel reflektieren. Ein solcher Effekt sei aber im Vergleich zu den prognostizierten 16 dB(A) Schallminderung zu vernachlässigen, erklärte Dirk Griepenburg.
Andere störten sich an der optischen Gestaltung des Schallschutzes. In den Fotomontagen, die die Straßenbauer zeigten, wirkte die Mauer teilweise sehr massiv. Ein Bürger kommentierte sie mit den Worten “dann wären wir im Knast“. Auch Holzwickedes Baufachbereichsleiter Jens Schmiedgen mahnte gestern, man solle “ein bisschen auf Ästhetik achten“, wozu die Pläne aber nicht geändert werden müssten. “Wenn man das ordentlich begrünt, sieht kein Mensch mehr, dass da eine Mauer hinter ist.“
Die kritischen Anmerkungen während der Versammlung dürften zum Teil auch von dem sehr plastischen Eindruck gefördert worden sein, den die Fotomontagen des Landesbetriebs Straßenbau hinterließen. Dass diese Kritik nicht das ganze Projekt in Frage stellen soll, wurde zum Schluss deutlich, als ein Anwesender mit etwas drastischen Worten den größten Applaus des Abends erwarb: “Ist doch scheißegal wie das aussieht, Hauptsache wir kriegen das“, kürzte er die Diskussion ab.
Als Ziel für einen Baubeginn gab Dirk Griepenburg die zweite Hälfte des kommenden Jahres an. Konkreter festlegen wollte er sich dabei nicht, was auch nicht ohne Kritik blieb. “So eine Aussage ist für mich kein seriöser Zeitplan. Er müsste doch sagen können, wann etwas ausgeschrieben wird und für wann er eine Finanzierungszusage erwartet“, so der CDU-Ratsherr Frank Lausmann – zu tief scheint bei vielen das Misstrauen zu sitzen, nachdem der Schallschutz schon mehrfach versprochen und dann nicht gebaut worden ist.

Bildunterschrift unter einer Fotomontage der Autobahnbrücke: Gelobt wurden die Fotomontagen, die der Landesbetrieb Straßenbau für die Sitzung erstellen ließ: Hier die Brücke mit dem zwei Meter hohen Provisorium. Beim Ausbau der Autobahn auf sechs Spuren soll eine neue Brücke gebaut werden - mit sechs Metern Wandhöhe.
Bildunterschrift unter einem Foto von Teilnehmern der Informationsveranstaltung: Der Lärmschutz brennt den Einwohnern unter den Nägeln: Über hundert Gäste kamen zum Bürger-Abend. [Anm. Webmaster: Auf dem Foto sind viele CDU-Ratsmitglieder zu erkennen]