aus: Hellweger Anzeiger, Samstag, 07. September 2002

Schleppende Diskussion

Oberstufenschüler befragten Politiker
Pisa-Studie bildete den Schwerpunkt

von Alexandra Lehmann

HOLZWICKEDE • Von Politikverdrossenheit kann zumindest bei den Oberstufenschülern des Clara-SchumannGymnasiums keine Rede sein: Rund 150 Jugendliche nahmen gestern freiwillig an der Podiumsdiskussion mit den heimischen Kandidaten für die Bundestagswahl teil. Gleichwohl: Wer mit einer durchweg spannenden Veranstaltung oder gar einem politischen Schlagabtausch gerechnet hatte, wurde enttäuscht.
Bevor eine Diskussion zwischen Schülern und Kandidaten überhaupt einsetzte, verging über eine Stunde. Vereinzelte Jugendliche hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon verabschiedet. Ähnlich wie beim TV-Duell des Kanzlers und seines Herausforderers hatten Rolf Stöckel (SPD), Hubert Hüppe (CDU), Friedrich Ostendorff (Bündnis 90/Die Grünen), Detlef Knop (FDP) und Torsten Wichert (PDS) drei bis fünf Minuten Zeit, sich persönlich vorzustellen. Schon hier zeigte sich, wer sich gut vorbereitet hatte und es versteht, mit Jugendlichen umzugehen. Das flüssige Reden ist nun einmal nicht jedem gegeben.
Konsequenzen aus der Pisa-Studie auf das Bildungssystem bildeten zunächst die Schwerpunkte der Diskussion. Gezielt fragte Lehrerin Hildegard Erbel, welche Ziele die Kandidaten und ihre Fraktionen verfolgen. Ganz davon abgesehen, dass Karsten Meininghaus als “Wächter der Zeit“ des öfteren einschreiten musste, fiel es einigen Politikern sichtbar schwer, wirklich konkret auf die Fragen zu antworten. Im Wahlkampf holt man natürlich gern weit aus oder hat zu manchen Themen gar keine Meinung, wie etwa der PDS-Vertreter Torsten Wichert, der durch seine vielen "Ähs" auffiel. "Da kann ich jetzt auch nicht so viel zu sagen, das ist ein bisschen traurig", antwortete er auf eine Frage.
Beim Zuwanderungsgesetz hakten die Oberstufenschüler genauer nach. Von Detlef Knop wollte sie beispielsweise wissen, womit sie rechnen müssen, wenn die FDP künftig die Regierungskoalition bilde. Auch Torsten Wichert nahm man ins Kreuzfeuer. Doch dieser wirkte im Gegensatz zu den anderen vier Bundestagskandidaten oftmals recht hilflos.