aus: Hellweger Anzeiger, Samstag, 13. April 2002
von Alexandra Rüth
Nach hitziger Debate: Okay zur Chaussee
Vorfinanzierung für Gesamtausbau
bei fünf Gegenstimmen zugestimmt
HOLZWICKEDE • Der Gesamtausbau der Chaussee rückt in
greifbare Nähe: Nach langer, vielfach hitziger Diskussion entschied
sich der Hauptausschuss dafür, die rund 1,6 Millionen teure Maßnahme
für das Land vorzufinanzieren. Dadurch wird die Aufnahme von Krediten
erforderlich. Die Zinsen in Höhe von 720000 muss die Gemeinde aus eigener
Tasche berappen, während das Land die reinen Kosten fünf Jahre
nach Fertigstellung schrittweise zurückzahlt.
CDU und BBL: "Unseriöses Angebot" vom Land
Einstimmig entschied der Ausschuss indes nicht. Fünf Gegenstimmen
kamen vom Bürgerblock und der CDU, Winfried Hardung (CDU) enthielt sich.
Dabei waren sich alle einig, dass die Chaussee höchste Priorität
hat. Die Situation sei für die Bürger nicht länger hinnehmbar.
Es gelte endlich, eine bessere Lebensqualität zu schaffen, wofür
sich auch Gunther Siepmann, Vertreter der betroffenen Anwohner, abermals
stark machte.
Doch für das Land in die Bresche zu springen, wollten Bürgerblock
und CDU nun gar nicht einsehen. Von einem “unseriösen“ und “unredlichen“
Angebot war die Rede, bei der angedachte Maßnahmen der Gemeinde auf
der Strecke bleiben. “Wir müssen dem Land vermitteln, dass dringend
etwas passieren muss. Der Bürgermeister sollte seinen Einfluss geltend
machen“, so der Vorschlag von CDU-Fraktionschef Rolf Kersting. Dieser geriet
noch mit Bodo Fehser (SPD) aneinander, weil er der rot-grünen Landesregierung
verfehlte Politik vorwarf. Fehser witterte Stimmungsmache im Rahmen des Wahlkampfes
und rief zur Sachlichkeit auf.
Gespannt auch das Verhältnis zwischen Bürgerblock und Verwaltungsspitze.
BBLFraktionschef Heinrich Schlinkmann fühlte sich über die tatsächlich
bei der Gemeinde verbleibenden Kosten im Unklaren gelassen. "Uns wird es
bitter aufstoßen, wenn wir Geld ausgeben, das wir nicht haben", pflichtete
ihm sein Kollege Wilfried Brinkmann bei.
Bürgerversammlung bereits fur den 28. Mai terminiert
Das letzte Wort hat nun der Rat. Ob das Land die Vorfinanzierung dann bewilligt,
ist noch fraglich. "Wir sind eine von vielen Kommunen, die sich darum bewirbt"
, erklarte Kämmerer und Beigeordneter Max Kohl gestem auf Anfrage.
Dass die Verwaltung von einem positiven Votum ausgeht, wird jedoch durch
eine Bürgerversammlung deutlich, die man gestern auf den 28. Mai terminiert
hat. "Dann werden wir die Planungsvorstellungen offiziell vorstellen", kündigte
Kohl an.
KOMMENTAR
Die Mehrheit des Hauptausschusses hat durch ihr Votum deutlich gemacht,
dass fur sie der Gesamtausbau der Chaussee absolute Priorität hat. Damit
ebnet man den Anwohnern den Weg zu einer besseren Lebensqualität. Das
ist gut so. Natürlich, für das Land ist die Lösung der Vorfinanzierung
durch die Gemeinde besonders bequem. Auch die Flughafen GmbH und die Stadt
Dortmund werden vor Freude in die Luft gehen. Ist für sie doch der Ausbau
mit erheblichen Vorteilen verbunden, bei deren Finanzierung man nun nicht
kleinlich sein, sondern der Gemeinde unter die Arme greifen sollte. Dass
sich einige Politiker sehr schwer mit dieser Entscheidung tun, ist verständlich.
Doch darauf , zu hoffen, dass der Einfluss des Bürgermeisters reicht,
um das Land doch noch in die Pflicht zu nehmen, erscheint mehr als fragwürdig.
Denn der Gesamtausbau der Chaussee hat nun einmal nicht überall allerhöchste
Priorität. Er steht auf der Liste des Regionalrates an 25. von 30 möglichen
Stellen. Dies kommt einer Wartezeit von 15 Jahren gleich, wobei dann noch
nicht einmal sicher gestellt ist, ob nicht andere Maßnahmen doch auf
einmal wieder Vorrang haben. Wenn der Rat die endgültige Entscheidung
trifft, sollte er sich also gut überlegen, ob er wirklich bis zum Sankt
Nimmerleinstag warten will. • Alexandra Rüth