aus: Westfälische Rundschau, Mittwoch, 06. November 2002

Von Peter Gräber

Carolinefläche: Keine Einigkeit beim Ankauf

Holzwickede. Im Hauptausschuss morgen fällt eine wichtige Vorentscheidung über den Ankauf der Carolinefläche - in nichtöffentlicher Sitzung. Doch schon jetzt ist klar: Es wird kein einstimmiges Votum der Parteien geben. Zu groß sind die Vorbehalte, als dass sie bis übermorgen oder zur entscheidenden Ratssitzung nächste Woche noch ausgeräumt werden könnten.

Als einzige Fraktion will die CDU bislang den vorgelegten Vertragsentwurf ohne Wenn und Aber mittragen. Die notarielle Form sei in Ordnung, der Kostenrahmen dargelegt, meint Fraktionschef Rolf Kersting: "Die Räumungskosten für die Fläche sind sogar geringer als zunächst angenommen." Die SPD-Fraktion hatte gestern "noch nicht beraten", so Bodo Fehser.

Alle anderen Parteien haben dagegen schon mehr oder weniger große Vorbehalte angemeldet. Als "Knackpunkte" des Vertragsentwurfes erweisen sich vor allem: Die unklaren Kosten, die Frage der Reinvestition der Kaufsumme von rd. 4,7 Mio. Euro zur Sicherung der Arbeitsplätze bei Wiederholt und die Klage des FDP-Fraktionschefs Erich Brauckmann gegen die Planung.

Die Jungen Liste lehnt zudem die Rahmenplanung ab, also dass, was später auf der Carolinefläche entstehen soll. "Diese Planung steckt voller sachlicher Fehler", betont Thorsten Ringholt. Man fühle sich auch von der Verwaltung unter Druck gesetzt: "Erst mal kaufen und dann weiter sehen." Obwohl die Kosten noch unklar seien. "Wir kennen nur die zwei Jahre alten Zahlen bisher. Sind die überhaupt noch gültig?"

Aber selbst diese alten Zahlen werden falsch ausgelegt, wie sich jetzt auch zur Überraschung des Bürgerblocks zeigt: So nannte Bürgermeister Jenz Rother zuletzt in der Bügerinformationsveranstaltung in der Rausinger Halle noch einen Eigenanteil von 1,5 Mio. Euro für die Gemeinde. Diese Summe sollte nach Vermarktung aller Flächen in fünf Jahren unterm Strich für die Gemeinde übrig bleiben. Davon ist plötzlich nicht mehr die Rede. Da die zu vermarktende Fläche kleiner und die Erschließungskosten höher wurden, bleibt die Gemeinde im besten Fall auf rd. 3,4 Mio. Euro hängen. "Das hat uns der Kämmerer gerade erst bestätigt", sagt BBL-Fraktionschef. Heinrich Schlinkmann spricht darum von einer "merkwürdigen Kostenvermehrung".

Der große Hemmschuh bleibt zudem der Rechtsstreit mit dem FDP-Chef Brauckmann. Wiederholt wird den Vertrag überhaupt nur dann unterzeichnen, wenn keine Klage mehr vom Nachbarn und FDP-Chef droht, heißt es. Oder die Gemeinde verpflichtet sich zu Schadenersatz.

Strittig auch die Regelung zur Reinvestiton der Kaufsumme. Zwar soll der Entwurf eine Klausel enthalten, wonach Wiederholt fünf Jahre nach Erhalt des Kaufpreises keine Arbeitsplätze abbauen darf. "Nur darum akzeptieren wir ja einen überhöhten Kaufpreis für die Fläche", so Schlinkmann. "Die Frage ist nur, was passiert, wenn sich das Unternehmen nicht daran hält. Hier wollen wir eine gewisse Sicherheit."

Für die Grünen gibt es dagegen "keine absolute Sicherheit", wie Friedhelm Klemp meint. "Wir wollen den Vertrag grundsätzlich mittragen. Wir wollen aus der Fläche ein Sahnestück machen und wären dafür sogar bereit, einen höheren Eigenanteil für die Gemeinde hinzunehmen." Allerdings wollen auch die Grünen - wie die FDP - die Fläche an der Schäferkampstraße als Bauland wieder aus dem Flächennutzungsplan genommen wissen. "Das muss zusammen mit der Änderung für die Carolinefläche passieren. Sonst stimmen wir nicht zu." Die FDP fordert zudem "eine zeitnahe Lösung der Verkehrsprobleme" (Ostumgehung), so Erich Brauckmann.


Bildunterschrift unter ein Foto der "Caroline": Beim Ankauf der Carolineflche von Wiederholt sind die Parteien sich nicht einig.